Schachmuseum Löberitz

Gerhard BertagnolliGerhard Bertagnolli und Konrad ReißAm Donnerstag, den 4. Juli, besuchte der bekannt Internationale FIDE-Schiedsrichter und Mitglied von „Chess collector“, Gerhard Bertagnolli aus Südtirol, das Schachmu-
seum Löberitz. Bertagnolli unternahm mit seiner Familie eine Deutschlandtour und nutzte auf der Fahrt von Berlin nach Leipzig, wo er seinen Schiedsrichterkollegen Frank Jäger besuchen wollte, die Gelegenheit um sich das Schachmuseum in Löberitz anzuschauen.
Bertagnolli war u.a. 2023 Schiedsrichter beim WM-Kampf zwischen Ian Nepomniachtchi und Ding Liren in Astana (Kasachstan).

ausführlicher Bericht (PDF)

Der Berliner Horst Handel holte mit seinem Team 1995 die letzte Olympiamedaille für die schon untergegangene DDR

Über viele Jahrzehnte hatte er sich eine bedeutende Schachsammlung zugelegt. Für ihn ist es wichtig, dass diese Sammlung zusammenbleibt und der Öffentlichkeit zugänglich ist. Hier bot sich das Schachmuseum in Löberitz an. Nur einige ausgewählte Sachen bleiben noch in Berlin. Doch auch für diese Stücke hat Horst Handel im Schenkungsvertrag zugunsten des Löberitzer Schachmuseums verfügt.

Das Schachmuseum Löberitz kann nun viele wertvolle und seltene Schachspiele zeigen. Es sind so viele Sammlungsgegenstände, dass inzwischen neue Vitrinen in Auftrag gegeben werden mussten.

 

Von den Anfängen um 1880 bis zur Auflösung 1945

Bürgerliches Vereinsleben mit bewundernswerten Akteuren in unsicheren Zeiten

EinbandPünktlich zum 800. Jahr der Ersterwähnung der Stadt Bitterfeld, wenn auch mit etwas Verspätung, gibt das Schachmuseum ein weiteres Buch zur regionalen Schachgeschichte über den bürgerlich geprägten Schachverein Bitterfeld heraus. Eingebunden sind auch die Schachvereine aus Holzweißig, Wolfen, Jeßnitz Union Sandersdorf und Greppin.

Nun ja, bekannt war, dass der Bitterfelder Schachverein als Mitglied des Saale-Schachbundes 1932 das 50jährige Jubiläum dieses Bundes mit einem Kongress ausrichten durfte.

Zörbig und Löberitz hatten diesen Bund 1882 zusammen mit Halle gegründet. Gründungsort war Zörbig. Der Jubiläumskongress hätte eigentlich an seinem Gründungsort stattfinden sollen, doch in  Zörbig gab es schon lange Zeit kein organisiertes Schach mehr und Löberitz befand sich ebenfalls in einer Agonie. In Löberitz wurde zwar noch Schach gespielt, doch das Dorf wäre nie in der Lage gewesen, solch eine Großveranstaltung zu planen, zu organisieren oder gar durchzuführen.

Ein weitere Anlass war für den Autor Konrad Reiß die ominöse und nirgendwo auffindbare Vereinszeitschrift „Die Bitterfelder Schach-Rakete“. 

Hierzu kamen noch mehrere tiefgründige schachhistorische Ausarbeitungen des heute wenig bekannten Prof. Dr. Paul Seyferth.  Mit zahlreichen Problemkompositionen. Später fand der Problemschachhistoriker Dr. Ralf Binnewirtz aus Meerbusch von Seyferth sogar noch eine Abhandlung über das, für viele Schachspieler recht unbekannte, „Märchenschach“.

Beachtenswert ist die in der Öffentlichkeit nur teilweise bekannte Lebensgeschichte des jüdischen Kaufmanns Max Nussbaum. Er war, wie sich herausstellte, Mitbegründer des Bitterfelder Schachvereins, wurde dort 1933 aus dem Vorstand ausgeschlossen und 1944 in Auschwitz ermordet.

Mit der Bibliothek „Theresia v. Avila“ des Schachmuseums Löberitz im Rücken, boten sich für Konrad Reiß das Stadtarchiv Bitterfeld und das Kreismuseum Bitterfeld als gute Adressen an.

Während die Jahrgangsbände der Deutschen Schachzeitung, der Deutschen Schachblätter oder ähnlicher Publikationen, wie Ranneforths Schachkalender, recht schnell durchforstet werden konnten, musste bei den regionalen Bitterfelder Tageszeitungen, die in der Regel täglich herauskamen, eine immense Arbeit erledigt werden. Zwei Jahre Recherchen in Bitterfeld brachten dann allerdings ungeahnte und längst vergessene Tatsachen ans Tageslicht.

Dadurch konnte eine spannende Zeit zwischen 1880 und 1945 erlebbar dargestellt werden. Es war eine Zeit, in der die Wirtschaft in Bitterfeld durch den Braunkohlebergbau, die Filmproduktion und die Chemieindustrie boomte. Groß waren aber die schwerwiegenden Unterbrechungen durch Weltwirtschaftskrise, Inflation und zwei Weltkriege. Der letzte der beiden Kriege beendete auch das bürgerliche Schach in Ostdeutschland.

Das Buch berichtet ab 1880 chronologisch. Wesentliche Grundsubstanz sind die Berichte in den Bitterfelder Lokalzeitungen. Auch die sind ein Werk von Dr. Seyferth. Manchmal werden auch Zeitungsberichte aufgeführt, die nicht nur Bitterfeld direkt, sondern auch die Vereine des näheren Umfeldes beleuchten. Da durch verschwinden sie nicht wieder im Dunkel der Geschichte, sondern dokumentieren das reiche Schachleben der Region.

Alle zitierten Berichte, Partieanalysen oder Angaben zu den zahlreich veröffentlichten Schachproblemen wurden in der Regel, soweit sie nicht zu offensichtlich fehlerhaft waren, in der Originalkommentierung belassen. Mit Sicherheit wird das dem einen oder anderen ein Schmunzeln entlocken.

Kurz vor dem Druck konnte das Schachmuseum Löberitz noch Teile von Dr. Krahnstöver in Empfang nehmen. Der Augenarzt war nach dem Tod von Prof. Seyferth Vereinsvorsitzender. Sein schachlicher Nachlass kam aus den Niederlanden.

Das Buch wird am Freitag, dem 30.08.2024, 17.00 Uhr im Schachmuseum Löberitz in 06780 Zörbig / OT Löberitz, Str. der Jugend 3b (am Sportplatz) vorgestellt. Gäste sind herzlich eingeladen.

Bildserie

Die im Schachmuseum vorliegenden zwei handschriftlich verfassten Protokollbücher des Harzer Schachbundes konnten nun endlich nach aufwendiger Arbeit zusammen in einem Band als Faksimile herausgegeben werden.
Das auf 10 Exemplare limitierte Buch umfasst beide Protokollbücher und setzt sich wie folgt zusammen:

  • Schutztitel,
  • Titelei mit Impressum (4 Seiten),
  • Vorsatz, Geschichte des Harzer Schachbundes, Einführung, Provenienz (20 Seiten).
  • Protokollbuch 1 (170 Faksimileseiten) sowie Titel, Einbandseiten (Faksimile), Auszüge (Faksimile), Einlagen (Faksimile) und Vergrößerungen der vorhandenen eingefügten Zeitungstexte (26 Seiten).
  • Protokollbuch 2 (62 Faksimileseiten) sowie Titel, Einbandseiten (Faksimile), Auszüge (Faksimile), Einlagen (Faksimile) und Vergrößerungen der vorhandenen eingefügten Zeitungstexte (26 Seiten).
  • Hierzu kommen Dank, Bemerkungen, Notizen und Ergänzungen (4 Seiten) und der Veröffentlichungsnachweis mit den Unterschriften des Herausgebers Konrad Reiß
    (Zörbig, bei Löberitz), des Lektors Siegfried Schönle (Kassel), des Buchdruckers Andreas Domaske (Leipzig) und des Buchbindermeisters Heiko Marré (Petersberg, Ortsteil Teicha) (2 Seiten).

So erreicht das Buch einen Umfang von 314 Seiten. Die Bücher haben einen Festeinband aus grünem Buckram-Leinen. Frontdeckel und Buchrücken sind in Gold geprägt.

JMueller FWillkeStröbecks Ortsbürgermeister und Leiter des Projekts „Kurierschach“ Jens Müller und Frank Willke, Vorsitzender des Fördervereins zur Wahrung und Pflege der Schachtradition im Schachdorf Ströbeck e.V., bei der Übergabe des Spiels an das Schachmuseum Löberitz. Zur Schachhistorie von Ströbeck braucht man keine großen Worte zu verlieren. Viele der zahlreichen schachlichen Besonderheiten, wie zum Beispiel Schach als Pflichtfach in der Schule oder die Lebendschachvorführungen, sind bekannt. Weltweit!

Vom Namen her ist auch das sogenannte Ströbecker Kurier-Schachspiel geläufig. Doch fragt man nach Einzelheiten wird es auch für viele Schachkenner holprig.

Die Ströbecker schenkten dem Schachmuseum in Löberitz ein solches Spiel. Damit verbanden sie auch den Auftrag, diese besondere Tradition aufrecht zu erhalten und sie wieder „unters Volk zu bringen“.
Das Kurier-Schachspiel hat inzwischen einen würdigen Platz im Schachmuseum Löberitz erhalten.