Thomas Richter und Konrad Richter besuchten auf Einladung des Veranstalters Georg Schweiger, dem Stiftungspräsidenten der Schach- und Kulturstiftung G.H.S., Anfang August die Kreisstadt Ebersberg in der Nähe von München.
Da sich das Schachmuseum Löberitz sehr um die Stellung des Schachs in Kirche und Religion engagiert und Konrad Reiß mit einigen Artikeln am umfangreichen Katalog mitarbeitete, war die Ausstellungseröffnung für die beiden Löberitzer schon fast eine Pflichttermin. Die Exposition war außerdem mit dem Untertitel „Jakob Balde kehrt ins Kloster Ebersberg zurück und trifft Teresa von Avila und Ruy Lopez“ belehnt.
Unter den vielen Graphiken, Bildern, Dokumenten und Schachspielen wurde auch ein Exponat aus dem Schachmuseum Löberitz ausgestellt. Es war er Druck „Martin Luther aus Eisleben und seine Schachpartie gegen die als Bergleute verkleideten Studenten“.
Am Donnerstag, den 28. März 2019 begab ich mich auf Spurensuche nach Schönebeck, Sachsen-Anhalts Schachgeschichte im Visier. Drei Zielsetzungen hatte ich mir gestellt.
Die erste lag in der Person des Johann Georg Rudolf L´hermet. Dieser Mann, geboren am 28. Dezember 1859 in Magdeburg, gehörte neben Paul Lipke und Walther Freiherr von Holzhausen an der Schwelle zum 20. Jahrhundert zu den stärksten Spielern Sachsen-Anhalts. Er nahm sogar an Deutschen Meisterschaften teil. Auffällig ist, er ist in seiner Wahlheimat Schönebeck gänzlich unbekannt. Dennoch gelang es mir mit Hilfe von Mathias Hille vom Stadtarchiv Schönebeck nachzuweisen, dass L´hermet in seinem Wohnhaus in der Köthener Straße 16 als Direktor i.R. am 25. November 1945 gegen 6.00 Uhr in Schönebeck im hohen Alter an Kreislauf- und Altersschwäche verstarb. Bislang wurde, incl. Wikipedia, immer Magdeburg als Sterbeort angegeben.
L´hermet gehörte wegen seiner hugenottischen Abstammung der Französisch-reformierten Kirche an.
Auch bei der zweiten Zielsetzung konnte im Stadtarchiv einiges ausgegraben werden. 1935 fand im Hotel Landhaus vom 10.-13. Oktober der 45. Kongress des Saale-Schachbundes statt. Hauptturniersieger wurde Fritz Herrmann aus Dessau vor Quente aus Weißenfels und Sander aus Magdeburg.
In der „Schönebecker Zeitung“ war dann auch allerhand herauszulesen. Diese Erkenntnisse vervollständigen die Schachgeschichte Sachsen-Anhalts nachhaltig.
Mein dritter Tagesordnungspunkt war der Besuch unseres LSV-Altpräsidenten Walter Görgens. Er wohnt im Schönebecker Ortsteil Salzelmen. Er hatte eine Schachuhr vom besagten Schachkongress für die Saale-Schachbund-Ausstellung des Schachmuseums Löberitz parat. An dieser Stelle meinen herzlichsten Dank!
Walter Görgens, der sich sehr um die Heimatgeschichte in Salzelmen und Schönebeck engagiert, wird in Zukunft verstärkt einige Blicke auf die bewegte Schachvergangenheit seiner Heimatstadt werfen.
Eine Spur hat er schon erfolgreich aufgenommen, denn der den Tod von L´hermet anzeigende Sohn Curt, geboren am 22. Mai 1888 in Magdeburg, war später Stud. Rat in Halle an der Saale.
Konrad Reiß
Schachmuseum Löberitz
Auf Initiative vom Chef des deutschlandweit agierenden Vereins „Kinderschach“, Dr. Gerhard Köhler aus Taucha, erhielt die Schachbibliothek „Theresia v. Avila“ des Schachmuseums Löberitz am Donnerstag, den 14. Februar 2019, den kompletten Schachbuchbestand des Erfurter Musikhistorikers Prof. Dr. Klaus Fischer. Nach dem Abtransport aus der in der malerischen Erfurter Altstadt gelegenen Wohnung, waren sich alle Beteiligten einig, wir schwergewichtig doch Literatur sein kann.
Die Sammlung umfasst ungefähr 500 Bücher. Fast die Hälfte davon in russischer oder anderer europäischen Sprachen. Sehr interessant sind dabei mehrere fein säuberlich in Leinen gebundenen Jahrgänger der Zeitschriften Schachmaty w SSSR und 64. Gerade die letztgenannte schließt auf wunderbarer Weise an den schon bestehenden Bestand (Sammlung Heinz Liebert / Halle-Neustadt - Heinz Machatschek / Berlin) an.