Kaum hatte das wegen der Corona-Krise behördlich gesperrte Schachmuseum wieder geöffnet, da meldete sich auch der erste Besucher; bzw. die erste Besucherin an.
Frau Sonja Sauerbrey aus dem Ortsteil Reuden der Stadt Bitterfeld-Wolfen schenkte dem Museum ca. 20 Schachspiele und Bretter. Alle aus dem Besitz ihres verstorbenen Mannes Herbert Sauerbrey (21.09.1934 - 21.01.2007). Die Stücke stammen vorrangig aus der Zeit zwischen 1950-60. Darunter einige recht seltene Reiseschachspiele.
Der Name Sauerbrey war dem Museum allerdings schon bekannt. Denn Herbert Sauerbrey hatte noch vor seinem Tod dem Museum im Jahre 2005 seine umfangreiche Schachbuchsammlung vermacht. Einige der Bücher waren mit Widmungen prominenter Schachspieler versehen. Unter anderen von dem Meisterspieler und Trainer Hans Platz und vom damaligen Weltmeister Wassili Smyslow. Mit dabei war auch eine umfangreiche Kollektion von Zeitungsausschnitten zum Thema Schach.
Im August 2019 vermeldete die Agentur Filmgesichter, dass 500 Schachspieler für einen Filmdreh gesucht werden. Es wurde gemutmaßt, dass es sich um die Miniserie „The Queen’s Gambit“ handelt, die im Auftrag von Netflix entstehen wird.
Anya Taylor-Joy spielt eine Waise, die im Kalten Krieg aufwächst und sich nichts sehnlicher wünscht, als die beste Schachspielerin der Welt zu werden. Dafür muss die Schachliebhaberin jedoch auch ihre Sucht bekämpfen.
Gesucht wurden aber auch Schachbücher, die das Kolorit der damaligen Zeit widerspiegeln. Wer hat Bücher, die damals verlegt worden sind? Natürlich ein Schachmuseum! Somit war eine wichtige Ansprechadresse das Schachmuseum in Löberitz. 450 Bücher des Schachmuseums wurden als Requisiten bereitgestellt und sind inzwischen wohlbehalten ins Museum zurückgekehrt.
Das Schachmuseum Löberitz macht immer wieder durch Aktionen auf sich aufmerksam. Jüngstes Beispiel war der Besuch von Großmeister Dr. Robert Hübner. Ein spektakuläres Schaustück des Museums ist ein Schachtisch, der 1960 bei der Schacholympiade in Leipzig zum Einsatz kam. Ob es genau dieser Tisch war, an dem die berühmte Partie zwischen Bobby Fischer und dem damaligen Weltmeister Michail Tal gespielt wurde, ist nicht erwiesen.
Dennoch ließ es sich GM Dr. Robert Hübner nicht nehmen, am Tisch Platz zu nehmen, um eine Blitzpartie gegen Dr. Gerhard Köhler, geschäftsführender Gesellschafter der Schachstiftung GK gGmbH, zu spielen.
Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass GM Dr. Robert Hübner dem Schachmuseum Löberitz schon zahlreiche Exponate aus seiner langen Laufbahn übereignete und auch bei dem im kommenden Jahr erscheinenden Buch "Die beiden Correspondenz-Partien zwischen der Stadt Dessau und dem Dorf Löberitz" unterstützt. Bei den Partien handelt es sich um ein Fernschachvergleich aus dem Jahr 1883. Der vorhandene Originalschriftverkehr von damals kann erstmalig im Museum eingesehen werden.
Gert Kleint
Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Präsidium des LSV
GM Dr. Robert Hübner besuchte am 30.11.2019 das Schachmuseum in Löberitz und spielte am 2.12.2019 zum Dies Academicus der Universität Leipzig simultan an 22 Brettern
Auf Einladung der Schachstiftung GK gGmbH besuchte GM Dr. Hübner am 30.11.2019 Löberitz in Sachsen-Anhalt und konnte sich von den zahlreichen Exponaten im Schachmuseum überzeugen. Am Schachtisch der Olympiade von 1960 in Leipzig spielten GM Dr. Robert Hübner und Dr. Gerhard Köhler im Beisein des Bürgermeisters von Zörbig Matthias Egert (CDU) eine Blitzpartie. Beide Kontrahenten trugen sich in das Goldene Buch der Stadt Zörbig ein. Bürgermeister Egert plant, das Projekt Kinderschach in allen 8 Kitas und allen 2 Grundschulen im kommenden Jahr aus Anlass 150 Jahre der Stadt umzusetzen.
Siehe auch Mitteldeutsche Zeitung vom 02.12.2019
Vom 3. bis zum 6. Oktober 2019 tagte die deutsche Sektion der Sammlervereinigung Chess Collectors International mit Sitz in St. Louis / USA, in Sachsen-Anhalt. Halberstadt und Ströbeck waren die Tagungsorte. Unter der Leitung von Dr. Thomas H. Thomsen und Prof. Dr. Wolfgang Angerstein trafen sich ca. 80 Sammlerfreunde aus Deutschland, Österreich, Niederlande, USA, Schweiz, Großbritannien und Frankreich zu den unterschiedlichsten Veranstaltungen.
Viele der Teilnehmer gehörten zu den Personenkreis, wo man sagt: Die haben es zu etwas gebracht. Dazu gehörten die eingeladenen Vertreter des Schachmuseums Löberitz nicht. Zu mindestens nicht im materiellen Sinne. Der Einladung kamen Konrad Reiß und Thomas Richter nach.
Mit dabei war auch das langjährige CCI-Mitglied Jens-Frieder Mücke aus Naumburg. Für die drei Sachsen-Anhalter war das Treffen natürlich ein Heimspiel.
Der Kongress stand unter dem Leitgedanken „Der Elefant auf dem Schachbrett“ und war dem verstorbenen Schachhistoriker Prof. Dr. Hans Holländer gewidmet. Die Schachelefanten waren dann auch Mittelpunkt einer großartigen Sonderausstellung im Schraube-Museum Halberstadt mit ausgesuchten Exponaten.
Nach dem Tode des Bamberger Karl-May-Verlegers, Historikers und Schachgroßmeisters Lothar Schmid dürfte Hans-Jürgen Fresen aus Bochum die bedeutendste Schachsammlung Deutschlands besitzen. Seine Sammlung zählt auch weltweit zu den größten ihrer Art. Eigentlich sammelt er alles was mit dem Schach zu tun hat. Schwerpunkt seiner Sammlung ist der Vorkämpfer des deutschen Schachs, Adolf Anderssen. Zu seinen Exponaten gehört auch der Schachtisch Anderssens.
In Fresens Begleitung befand sich Matthias Limberg aus Oberhausen. Auch er ist ein führender Schachsammler. Sein Hauptaugenmerk sind vor allem Turnierbücher. Allerdings vorrangig solche, die vor 1850 erschienen sind.
Beide machten eine Tour durch Deutschland, um die drei Schachdörfer zu besuchen. Oder was von denen noch übrig geblieben ist. Erste Station war Borstendorf, jetzt ein Ortsteil von Grünhainichen im Erzgebirge. Dabei erhielten sie interessante Eindrücke in die Geschichte der Schachfigurenherstellung. Diese Kunstfertigkeiten sind leider auch der Wende zum Opfer gefallen. Löberitz war die zweite Station, inzwischen auch schon in die Stadt Zörbig eingemeindet.
Nachdem im Internet einige Löberitzer Publikationen bei Auktionen hohe Preise erzielten, war es für beide eine ideale Gelegenheit vor Ort ihre Sammlungen zu vervollständigen.
Beide haben wohl alle einschlägigen Schachbücher im Original. In den Gesprächen hört man dann immer nur, welches Buch in den ihnen gehörigen Bibliotheken im besseren Zustand ist. Da gibt es allerhand Abweichungen, wie zum Bsp. Widmungsbücher, einfache Bindungen oder Lederbindungen, da zählt das äußere Erscheinungsbild oder die Anzahl der bekannten Exemplare. Gesprächsstoff war für den fünfstündigen Besuch im Löberitzer Schachclub und im Schachmuseum gesorgt.
Nach Löberitz sollte dann noch das eigentliche Schachdorf Ströbeck folgen. Auch Ströbeck hat seine Selbständigkeit verloren und ist jetzt ein Ortsteil von Halberstadt.
In Halberstadt werden die beiden Schachfreunde ihre Rundreise beenden. Dort tagt über mehrere Tage die Deutschlandsparte der Chess Collectors International mit Sitz in St. Louis / USA.