Herwig Karius, ein bekannter Schachspieler, Funktionär und Organisator aus Köthen, bereicherte mit einigen Exponaten die Sammlungen des Löberitzer Schachmuseums. Während ein ähnlicher und noch voll funktionstüchtiger, aber dennoch recht seltener DDR-Schachcomputer der Marke „chess master“ im Bestand schon vorhanden war, sind zwei Broschüren über die Weltmeisterschaftskämpfe zwischen Michail Botwinnik und Michail Tal unter dem Titel „Das Match des Jahrhunderts“ (Reg.-Nr. 1931) und „Die Revanche“ (Reg.-Nr. 1932) aus dem Verlag „Neues Deutschland“ völlig neu. Davon enthält der erstere der beiden genannten Titel auf der vorderen Einbandinnenseite die Autogramme des damaligen sowjetischen Weltmeisters Michael Botwinnik und Gidon Stahlberg, dem schwedischen Großmeister und Hauptschiedsrichter des Weltmeisterschaftskampfes.
Höhepunkt der Schenkung sind allerding die vollständig vorhandenen Originalbulletins der 1960 in Leipzig ausgetragenen XIV. Schacholympiade mit allen Partien.Der junge Köthener brachte das Kunststück fertig, das sich fast alle teilnehmenden Großmeister mit einem Autogramm auf diesem Bulletin verewigten. Immerhin war das nahezu die komplette Weltspitze.
Die Schacholympiade fand im Ring-Messehaus statt und gilt bis zum heutigen Tag als eine der gelungensten Schacholympiaden überhaupt.
Herwig Karius, damals gerade im jugendlichen Alter von 18 Jahren, bezog als interessierter Schachspieler über eine Woche in Leipzig Quartier um das Geschehen hautnah mitzuerleben.
Dazu gehörten der Weltmeister Michail Tal (Sowjetunion), die ehemaligen Weltmeister Max Euwe aus den Niederlanden und Michail Botwinnik sowie die späteren Weltmeister Wassili Smyslow, Tigran Petrosian (alle Sowjetunion) sowie der US-Amerikaner Bobby Fischer. Als weitere Weltklassespieler müssen Viktor Kortschnoi, Paul Keres, Wolfgang Unzicker, Wolfgang Uhlmann, Lothar Schmidt und Miguel Najdorf unbedingt erwähnt werden.
Der tschechische Internationale Meister Vlastimil Hort war zu der Zeit gerade einmal 16 Jahre alt und so dürfte das Autogramm zu den ersten zählen, die er gab.
Die Rundenbulletins wurden 2009 zusammen mit einem offiziellen Veranstaltungsprogramm, was ebenfalls von Herwig Karius stammt, eingebunden
Für Herwig Karius war die selbstlose Überlassung der Raritäten eine Möglichkeit, die historischen Zeugnisse auch für die Zukunft einem breiterem Interessenkreis zugänglich zu machen.
Das Schachmuseum Löberitz kann sich über eine erneute Schenkung freuen. Es handelt sich um die komplette Schachbibliothek des bekannten Schachschriftstellers und –übersetzers Rolf Voland aus Leipzig. Es handelt sich dabei um über 1000 Bücher und Zeitungsjahrgänge.
Am Sonntag, dem 7. März war es endlich soweit. Nach vielen Fragen der Abstimmung besuchten Thomas Richter und Konrad Reiß vom Schachmuseum Löberitz Rolf Voland in seiner Heimatstadt um den ersten Teil der Bücher abzuholen.
Ein Großteil des Buchbestandes ist russischsprachig. Doch auch andere Sprachen sind vertreten. Viele Bücher sind sehr selten oder sogar von Voland als Miniauflagen herausgegebene Manufakturen.
Nicht mehr dabei sind allerdings sein in vier Auflagen erschienenes Buch „Schach – ernst und heiter“. Die Bücher wurden zwischen den Jahren 1980 und 1986 vom Tribüne Verlag Berlin in 4 Auflagen herausgegeben. Insgesamt waren das 120000 Bücher. Jedoch sind die vier Ausgaben schon längst signiert im Löberitzer Bibliotheksbestand vorhanden. Gleiches gilt auch für den von Voland herausgegebenen Reprint „Der kleine Schachspieler“ von P. Andressen (Hamburg 1854). Das Büchlein erschien 1990 im Tribüne Verlag.
Einem breiten Publikum sind auch die Bücher „Strategen im Hinterland“, erschienen 1998 im Schachverlag Kania / Schwieberdingen und „Schach-Kaleidoskop“, erschienen 2003 bei der Frieling & Partner GmbH Berlin, bekannt.
Zusätzlich zu den vielen Büchern wurden auch herrliche Motivschachfiguren übergeben . So kann man nun aus der Zeit der Kreuzzüge König Richard Löwenherz zusammen mit seinen Widersacher Sultan Saladin im Schachmuseum bewundern. Auch zwei Pharaonenheere aus unterschiedlichen Epochen stehen sich als Schachfiguren gegenüber.
Neben den Büchern spendete Voland zusammen mit seiner Frau eine hohe Summe für die Unterbringung des Buchbestandes und für die anfallenden Buchbindearbeiten.
Dank an dieser Stelle dem Ehepaar Voland.
Der Landesschachverband Sachsen-Anhalt und die SG 1871 Löberitz sind sehr stolz, dass Dana Reizniece-Ozola durch die FIDE in die verantwortungsvolle Funktion einer Geschäftsführerin und stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden des Weltschachverbandes berufen wurde.
Seit 2002 ist Dana Reizniece-Ozola Mitglied der SG 1871 Löberitz und hat seitdem eine Vielzahl von Punktspielen für den Verein bestritten. Sie hat wesentlichen Anteil am Aufstieg der Löberitzer Frauenmannschaft in die 1. Frauenbundesliga im letzten Jahr. Ihr zu Ehren ist im Schachmuseum Löberitz eine eigene Ausstellungsvitrine gewidmet
Gemeinsam mit ihrem Ehemann Andris Ozols ist sie sehr oft in Löberitz zu Gast.
In einer Pressemitteilung der FIDE vom 04.01.2021 heißt es unter anderem:
„Der Internationale Schachverband ist stolz darauf, die Ernennung von Dana Reizniece-Ozola zur Geschäftsführerin und stellvertretenden Vorstandsvorsitzende der FIDE bekannt zu geben. Sie wird für eine Vielzahl von lebenswichtigen Bereichen der FIDE-Arbeit verantwortlich sein, einschließlich administrativer und finanzieller Angelegenheiten sowie für die Arbeitsweise der meisten Kommissionen.
Die Hauptrichtungen, die Frau Reiznice-Ozola überwachen wird, umfassen Schach in der Bildung - ein Bereich, den sie als oberste Priorität ansieht. Sie wird auch für Themen der Entwicklung verantwortlich sein - ein Bereich, in dem Dana mit ihrer großen Erfahrung zur guten Arbeit beitragen kann, die die FIDE-Kommission für Planung und Entwicklung (PDC) bereits geleistet hat. Der dritte wichtige Arbeitsbereich wird sich auf den Aufbau von Beziehungen zu anderen internationalen Institutionen beziehen.
Dana Reizniece-Ozola ist nicht nur eine sehr starke Spielerin, die als Großmeisterin mehrere Titel gewonnen hat. Sie ist auch eine renommierte Politikerin und Mitglied des Parlaments der Republik Lettland, einer Institution, der sie 2010 erstmals beigetreten ist. Sie war Wirtschaftsministerin (2014-2016), Finanzministerin (2016-2019) und auch Vorsitzende der Kommission für Bildung, Kultur und Wissenschaft. Zusätzlich war sie Mitglied in mehreren Kommissionen des lettischen Parlaments.
Sie hat die in der Politik gesammelten Erfahrungen stets zum Wohle des Schachs genutzt, war Vorstandsmitglied des Lettischen Schachverbandes und Vizepräsidentin der Europäischen Schachunion.
Schachtisch des verstorbenen „Schachpfarrers“ Wolfgang Baum.
Anlässlich der 24. Schachmeisterschaft im Bistum Magdeburg 2020 schenkte die Familie Baum dem Schachmuseum denInzwischen sind nach dem Tod von Pfarrer Wolfgang Baum schon zwei Jahre ins Land gegangen. In Gedanken sind wir weiter mit ihm verbunden.
Sein freundliches Wesen haben wir noch in Erinnerung und auch seine Liebe zum Schachspiel.
Er hätte sich bestimmt über seine eigene Grablege auf dem Friedhof seiner Heimatstadt Bad Schmiedeberg gefreut. Denn diese wird von einer besonderen Grabplatte geziert. Für seine schachspielenden Brüder und Neffen war es Grund genug, ihm und seine Liebe zum Schach auch über den Tod hinaus ein bleibendes Denkmal zu setzen.
Das nach Angaben von Bernhard Baum vom Köthener Bildhauer und Steinmetzmeister Uwe Schön gestaltete Grabmal enthält eine Schachaufgabe, die in fünf Zügen zu lösen ist.
Nur wenige haben die Jahrzehnte vor und nach der politischen Wende im Landkreis Bitterfeld so geprägt wie der Schachlehrer Gerd Wildau. Unzählige Erfolge im Nachwuchsschach von Chemie Wolfen-Nord, Chemie Wolfen, SC Anhalt Dessau und einigen Schulen in der Region sind untrennbar mit seinem Namen verbunden. Schachtalente wir Alexander Naumann, Manuela Ahrens, Ralf Mohrmann, Steffen Studeny oder auch seine eigenen Kinder führte er zu großen Erfolgen.
2019 verstarb Gerd Wildau am 17. Oktober im Alter von nur 67 Jahren. Sein Tod kam plötzlich und unerwartet. Für seine Familie, aber auch für seinen Schachverein Chemie Wolfen, bedeutete das ein großer Verlust.
Er selbst war ein sehr starker Schachspieler. Erinnert sei nur an seine Turniererfolge bei den Schachmeisterschaften der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Mir war es kurz vor seinem Ableben in Wolfen vergönnt, beim Lasker-Open in Wolfen mit ihm noch einmal die Klingen zu kreuzen.
Jetzt hat sich seine Witwe Nicole entschlossen, seinen schachlichen Nachlass in Gänze dem Schachmuseum in Löberitz zu übergeben. Bücher, Zeitungsjahrgänge, Schachspiele, Figuren, Bretter und Akzidenzien werden dort einen festen Platz erhalten. Es handelt sich dabei um eine überaus große Menge.
Ganz besonders interessant sind zwei Ordner mit Zeitungartikel über regionale Schachveranstaltungen. Eine wunderbare Zeitungschronik.
Das Schachmuseum möchte sich recht herzlich bei Nicole Wildau, die früher auch schon einige Spiele für den Löberitzer Traditionsverein absolvierte, bedanken.
Konrad Reiß