1883 wurden nun auch die bisherigen Leistungen des Löberitzer Schachclubs bei der Schaffung des Saale-Schachbundes gewürdigt. Am 10. Juni fand, wie schon im Vorjahr in Halle beschlossen, die 2. Bundesversammlung in dem kleinen Ort statt.
Für Löberitz war das natürlich eine große Ehre, zumal Franz Ohme zurzeit als Präsident des Bundes agierte. Eine umfangreiche Vorbereitung ging dem denkwürdigen Tag voraus. Das Gasthaus „Zur Weintraube“ war festlich geschmückt, und auch Franz Ohme begrüßte die zahlreich erschienenen Teilnehmer.
Immerhin waren fast 80 der 106 Bundesmitglieder anwesend, von denen dann 40 an den Turnieren teilnahmen. Nach der kurzen Generalversammlung, die gegen 10.00 Uhr beendet war, ging es dann richtig los, obwohl schon vorher manches Gefecht ausgetragen wurde. Im Ehrenpreisturnier siegte der große Favorit Siegbert Tarrasch aus Halle, der als Redakteur der Schachspalte der Saale-Zeitung im Ort schon überall bekannt war.
Er erkämpfte sich aus dem mit 5 Teilnehmern im Rundensystem gespielten Turnier 3,5 Punkte. Nur dem Zweiten, Otto Rosenbaum aus Dessau, gelang es, dem späteren Weltmeisterschaftsaspiranten und dreimaligen Deutschen Meister ein Remis abzujagen. Damit wiederholte der schon zu dieser Zeit als Meister geltende Tarrasch seinen Erfolg vom I. Bundeskongress. Einer der ersten Meilensteine für den aus der Anderssen-Stadt Breslau stammenden und in Halle Medizin studierenden Siegbert Tarrasch.
An späteren Kongressen des Saale-Schachbundes beteiligte sich Tarrasch nicht mehr als Turnierspieler, stellte sich jedoch 1884 und 1885 noch zweimal als Blindsimultanspieler zur Verfügung. In Löberitz aber gewann er bei seinem Sieg den vom Löberitzer Amtmann Dörries gestifteten Ehrenpreis. Dieser bestand aus einem silbernen Weinkühler mit eingravierter Widmung und einer Flasche Champagner.
Im Hauptturnier konnte der Löberitzer Gustav Krause mit seinem 1. Preis einen großartigen Erfolg feiern. Er verwies Hoffmann (Eilenburg) auf den 2. Platz. Auch im I. Nebenturnier siegte mit Leiserheld ein Löberitzer. Für Bamme (Halle) und Lederer (Zörbig) blieben nur noch die Ehrenplätze.
Das II. Nebenturnier gewann Poszessi aus Dessau vor den beiden Hallensern Leisshard und Lüders.
Als Rahmenveranstaltung konnte auch ein Tombolaturnier ausgetragen werden. In solch einem Turnier brauchte jeder Teilnehmer nur eine Partie zu spielen. Von den Siegern wurden dann einige Preisträger ausgelost. Den 1. Preis gewann Encke (Zörbig) und den 2. Heinrich aus Grötz.
Ein gemeinsames Abendessen mit bald 100 Personen beendete den Kongress. Sicherlich war die Ausrichtung für Löberitz nicht so leicht wie für einen Stadtverein, denn die Möglichkeiten auf dem Dorf waren begrenzt und auch An- und Abreise wurden durch das Fehlen einer Eisenbahnstrecke wesentlich erschwert. Dennoch verlief der Kongresstag sowohl für die Gäste als auch für die Gastgeber zur vollsten Zufriedenheit und man trennte sich mit dem allseitigen Wunsch auf ein baldiges Wiedersehen im kommenden Jahr in Eilenburg und, wenn möglich, auch wieder einmal in Löberitz.
Der letztere Wunsch sollte in den nächsten beiden Jahrzehnten noch viermal in Erfüllung gehen, aber auch andere Orte machten auf sich aufmerksam.
Im Jahre 1884 gab es gleich zwei Bundesversammlungen. Von der ersteren, die am 2. März im „Schwarzen Adler“ in Eilenburg stattfand, ist uns überliefert, dass der cand. Phil. Bernhard Richter aus Halle das Ehrenpreisturnier gewann. Gleichzeitig wurde beschlossen, den satzungsgemäßen Beitrag pro Mitglied von 0,40 auf 0,60 Mark zu erhöhen. Bundessekretär war zu diesem Zeitpunkt Dr. Wiemann aus Eilenburg. Dessen Antrag „… wegen der günstigen Bahnverbindung fortan stets Halle a. S. zum Versammlungsort zu nehmen …“ fand nach einer lebhaften Debatte keinen Zuspruch und so wurde Dessau als nächster Versammlungsort auserkoren
Vom 5. zum 6. Juli fand die nunmehr 4. Bundesversammlung in Dessau statt. An beiden Tagen wurden die Gäste von einem eigens aufgestellten Begrüßungskomitee vom Bahnhof in Empfang genommen und zum Clublokal „Centralhalle“ geleitet. Der Kaisersaal war festlich mit Birkengrün und Fahnen ausgeschmückt. In der Mitte waren um die Büste des Herzogs 24 ausgelobte Preise aufgereiht.
Bis 11.00 Uhr waren am Samstag ca. 60 Gäste eingetroffen. Zu diesem Zeitpunkt eröffnete der Vorsitzende des Dessauer Schachklubs, Gustav Hinsche, die Generalversammlung.
Den Mitgliedsvereinen wurde nahe gelegt, seine Spieler in vier Turnierklassen einzugliedern.
Es wurde Zörbig als nächster Kongressort bestimmt und beschlossen, jährlich nicht mehr mindestens zwei, sondern mindestens eine Bundesversammlung durchzuführen. Diese sollte im Sommer zur Austragung kommen. Eine Stunde später waren alle Probleme abgearbeitet und so konnten die Schachwettkämpfe beginnen. Gegen 16.00 Uhr wurde mit den freien Partien erst einmal Schluss gemacht, denn der Saal füllte sich mit Dessauer Publikum.
Sie wollten den Höhepunkt des Tages, die Blindsimultanvorstellung von Dr. Siegbert Tarrasch an sechs Brettern gleichzeitig, miterleben. Tarrasch trat gegen Berger / Quellendorf, Schilling / Löberitz, und die Dessauer Storz, Lange, Werwick und Scheibe an. Der Meister hatte sich in eine Ecke des Saals zurückgezogen und Bundessekretär Krauser übermittelte die Züge.
Gegen 19.00 Uhr war alles vorbei. Der Dessauer Scheibe war es, der bis zu diesem Zeitpunkt dem Simultanspieler stand hielt. Nach dessen Aufgabe, so wird in einem Artikel des Anhaltischer Staatsanzeigers berichtet: „...ging ein fast nicht enden wollender Beifallssturm durch den Saal “. Für seine Leistung erhielt er feierlich als Präsent einen hocheleganten Toilettenspiegel Mägdesprunger Kunstarbeit überreicht.
Gegen 19.00 Uhr waren auch die Turnierpartien, die parallel zum Simultan weitergespielt wurden, beendet. Im I. Hauptturnier gewann der Dessauer Otto Rosenbaum und verwies den Halleschen Philosophiestudenten Schwarz auf den 2. Rang.
Das II. Hauptturnier gewann Ehrhardt vor Bamme und im I. Nebenturnier siegte Thiemann vor Probst (alle Halle) und dem Dessauer Schulvorsteher Heidemann. Das II. Nebenturnier sah die beiden Löberitzer Rudolph und Vollbrach vor dem Zörbiger Encke als Sieger. In einem freien Turnier gewann der Leipziger Student Kümmel den 1. Preis.
Im Anschluss vereinigten sich die Teilnehmer zu einem gemeinschaftlichen Abendessen. Schulvorsteher Heidemann sprach einen Toast auf den deutschen Kaiser und den Herzog von Anhalt aus.
Kaufmann Rosenbaum trat als offizieller Redner des Dessauer Schachklubs auf. In einer zündenden Rede kam er zu dem Schluss, „dass es nur den Gästen und Bundesbrüdern zu verdanken sei, wenn der Dessauer Schachklub das heutige Fest als einen hervorragenden Ehrentag in der Dessauer Schachgeschichte einzeichnen darf“. Weiter wies er darauf hin, „dass dies edle Spiel alle niederen Leidenschaften banne, und schon seines sittlichen Wertes wegen verdient, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln gefördert zu werden.“ Er weihte sein Glas dem Gedeihen des Saale-Schachbundes.
Der Vorsitzende des Halleschen Schachklubs, Hensel, dankte daraufhin den Dessauern für ihre Mühen.
Vom Sonntag wird berichtet, dass während eines Ausfluges zum Wörlitzer Park der Leipziger Wuttig und Krause aus Halle in der Kutsche eine Blindpartie spielten und auf dem Stieglitzer Berg Hülsen / Wittenberg gegen Rosenbaum eine Korrespondenzpartie absolvierten.
Von der 5. Bundesversammlung, die am 15. Juni 1885 in Zörbig durchgeführt wurde, sind viele Einzelheiten bekannt, da hier noch die handschriftlichen Protokolle bis in unsere Zeit überlebten. Als wichtigster Beschluss ist bei der Versammlung die pflichtmäßige Einführung von Schachuhren bei den Hauptturnieren des Saale-Schachbundes zu bezeichnen.
Die Turniere kamen im großen und repräsentativen Saal des Gasthofes „Schwarzen Adler“ zur Austragung.
Im I. Hauptturnier siegte wieder cand. Phil. Bernhard Richter vor dem später als Problemkomponist bekannt gewordenen Hülsen.
Das II. Hauptturnier wurde von Franz Ohme vor weiteren sieben Spielern gewonnen. Im I. Nebenturnier sicherte sich der Eilenburger Horn den Turniersieg.
16.00 Uhr gab Dr. Siegbert Tarrasch gegen sechs Schachfreunde eine Blindsimultanvorstellung. Dabei gewann er alle Partien innerhalb dreier Stunden. Für seine Leistung erhielt er ein Geschenk in Gestalt einer prächtigen Säule, für das ihm als Sieger im Hauptturnier in Nürnberg 1883 zugefallene Trinkhorn. Ein gemeinsames Abendessen in dem seit der Bundesgründung bekannten „Bettmann’s Hotel“ beendete diese Bundesversammlung.
Noch spät in der Nacht klang die Lieder im fröhlichen Rundgesang durch die Straßen und Gassen der altehrwürdigen, damals über neunhundertjährigen Stadt.
Der 6. Bundeskongress des Saale-Schachbundes fand am 4. und 5. Juli 1886 im Saal des Börsengebäudes in Halle statt. Es war die erste Bundesversammlung, die den anspruchsvolleren Namen „Kongress“ erhielt. Weiterhin wurde aber auch die Bezeichnung „Bundesversammlung“ verwendet.
Mit dem Schachklub Jeßnitz fand ein weiterer Verein Aufnahme im Saale-Schachbund.
Das Hauptturnier, an dem sich acht Spieler beteiligten, wurde im KO-System durchgeführt. Es gewann der Philosophiestudent Schwarz. Insgesamt fanden 75 Schachfreunde den Weg zum Kongress. In der Generalversammlung wurde übrigens der Antrag des Schachclubs Zörbig abgelehnt, den Bundesnamen in „Saale-Mulde-Schachbund“ abzuändern.
Der 7. Kongress des Saale-Schachbundes wurde wieder nach Löberitz vergeben. Am 10. und 11. September 1887 fanden die Wettkämpfe statt. Leider sind uns von diesem Kongress nur wenige Ergebnisse übermittelt. Im I. Hauptturnier wiederholte der Hallesche Student Schwarz seinen Vorjahrssieg vor Rosenbaum und Seiferheld. Das II. Hauptturnier gewann der Dessauer Donath vor Lederer.
Außerdem fanden noch vier andere Turniere statt. Die Versammlung regelte das Spielen derart, dass in einer Stunde mindestens 20 Züge zu machen waren.
Im folgenden Jahr, dem Dreikaiserjahr 1888, fand der 8. Bundeskongress am 9. September in Eilenburg statt. Das Hauptturnier gewann unter den Augen von Hermann Zwanzig, dem rührigen Sekretär des Deutschen Schachbundes, Otto Rosenbaum aus Dessau vor Holländer aus Halle.
Zum Bund gehörig ist nun auch der Schachklub aus Bitterfeld zu nennen.
Der 9. Kongress kam vom 30. Juni zum 1. Juli 1889 in Dessau wieder im noblen Kaisersaal des Theaters zur Austragung. Als neues Mitglied konnte der Schachklub von Zerbst begrüßt werden.
Es gab ein totes Rennen zwischen O. Rosenbaum und B. Hülsen. Im anstehenden Stichkampf setzte sich Hülsen in nachfolgender Partie durch
Otto Rosenbaum betonte in der anlässlich dieses Höhepunktes herausgegebenen Festzeitung die Führungskompetenz der Stadt Halle mit nachfolgendem Wortspiel: „Obwohl das heutige Fest in der Central-Halle zu Dessau stattfindet, bleibt doch unsere Bundes-Centrale Halle“.
Die 10. Bundesversammlung am 15. und 16. Juni 1890 im „Café David“ in Halle statt. Hier wurde für den nach Erfurt verzogenen Bundessekretär Felix Krauser der Vorsitzende des Halleschen Schachklubs L. Thiemann als Nachfolger gewählt. Dem scheidenden Krauser wurde die Ehrenmitgliedschaft angetragen.
Das Hauptturnier gewann der Sieger der Jahre 1886 und 1887 und inzwischen zum Dr. der Philosophie avancierte Schwarz.
Der 11. Bundeskongress fand am 13. und 14. Juni 1891 wieder in Löberitz statt und wurde vom Dauerregen bestimmt. Das und ungünstige Zugverbindungen auf der Strecke Halle-Magdeburg zum Bahnhof in Stumsdorf hielten viele ab, um zu kommen. Selbst das von den Löberitzern angebotene Abholen mit der Kutsche konnte keine Massenbewegung auslösen.
Es fanden sich 40 Bundesmitglieder und ein Gast ein. Von den 7 zum Bund gehörigen Vereinen waren nur Eilenburg, Zerbst und Bitterfeld nicht anwesend. Dazu kamen noch mehrere Einzelmitglieder aus den unterschiedlichsten Vereinen.
So waren nur 36 % der Bundesmitglieder vor Ort. Zur heutigen Zeit wäre das allerdings eine Traumquote.
Zusammen mit dem Kongress feierten die Löberitzer Schachspieler ihr 20. Gründungsjubiläum. Mit der Organisation der Festlichkeiten gab es nur wenige Schwierigkeiten. Alles war eingespielt, und die Erfahrungen von zwei Jahrzehnten machten sich für Franz Ohme und seine Clubleitung bezahlt.
Am Samstag, dem 13. Juni, war es dann soweit. Abends 20.00 Uhr begann die Feier mit einer Versammlung des Schachclubs im Vereinslokal. Die ersten Gäste und Gratulanten fanden sich auch schon ein. Der Löberitzer Oberamtmann Dörries, der die Schachspieler im Dorf häufig unterstützt hatte, wurde hier für sein Engagement zum Ehrenpräses des Vereins ernannt. Am Vormittag des folgenden Tages eröffnete der neugewählte Ehrenpräses in dem mit Birkengrün geschmückten Saal der „Weintraube“ den Kongress.
Nach der Generalversammlung folgten die Turniere. Es beteiligten sich 31 Kämpfer. Das I. Hauptturnier, an dem sich vier Spieler beteiligten, gewann Deichmann (Halle) vor Seifferheld (Görzig) und Rosenbaum (Dessau).
Der Zörbiger August Lederer siegte vor Zirkenbach und Denicke (beide Halle) im II. Hauptturnier. Im I. Nebenturnier, wo Götze (Halle) und Berger (Quellendorf) sich vorn platzierten, erkämpfte sich der erst dreizehnjährige Richard Krause aus Löberitz einen hervorragenden 3. Platz! Sieger des II. Nebenturniers wurde Hochheim (Zörbig) vor Phillips (Halle) und Thiemann (Zörbig).
Erwähnenswert sind noch einige der wertvollen Preise. So gewann Deichmann eine Reiterstatue, Seifferheld ein Paar gläserne Bierpokale und Lederer eine Standuhr. Im Tombolaturnier gab es 15 Gewinner, von denen Gruber aus Salzfurt, der blind war und auf einem eigens angefertigten Brett spielte, für Aufsehen sorgte. 18.00 Uhr begann das gemütliche, den Wirtsleuten Pielenz alle Ehre machende, gemeinsame Abendessen. Eine größere Anzahl von Gästen nutzte die Gelegenheit, um Trinksprüche anzubringen oder ihren Dank auszusprechen. Oberamtmann Dörries ließ die Erschienenen hochleben. Otto Rosenbaum dankte im Namen der Bundesmitglieder und der Assessor Kuntze, der zur Zeit in Zörbig wohnhaft war, namens der Gäste. Letzterer fand dabei, auf das Festessen eingehend, folgende, unter jubelnden Beifall aufgenommenen Verse:
Die Waffen ruhn, des Schachspiels Stürme schweigen,
auf große Schlachten folgt Gesang und Schmaus.
Ich will der Bundesgäste Dank bezeugen
und bringe darum diesen Toast noch aus.
Heil Löberitz, du Ströbeck an der Fuhne
wo man bei Pielenz Spargel isst mit Wurst.
Wie die Giraffe trinkt aus der Lagune,
so löscht in dir der Schächer seinen Durst.
Wen einmal nur du gastlich aufgenommen,
vergisst dich nicht, wohin er immer zog;
mit Freuden wird zu dir er wieder kommen.
Ruft alle drum mit mir: Hoch Löberitz, hoch!!
Zerbst war am 19. und 20. Juni 1892 Austragungsort für den 12. Bundeskongress. Der gastgebende Klub hatte in das Hotel „Fürst Bismarck“ geladen. In die Teilnehmerliste des Hauptturniers trugen sich nur drei Spieler ein. Sieger wurde der Jurastudent Paul Lipke vor dem Dessauer Otto Rosenbaum und dem Zörbiger Literaten und Geschichtsschreiber Reinhold Schmidt.
Die am Sonntagvormittag ausgetragene Partie des Turniersiegers gegen Reinhold Schmidt ist überliefert:
Ein Antrag auf „Veranstaltung eines sächsisches Provinzialschachfestes“ wurde wegen großem Widerspruch zurückgezogen, dennoch gab das Fest Gelegenheit zum Austausch vieler Ideen.
Das 13. Bundestreffen fand am 25. Juni 1893 im „Hotel zur Tulpe“ in der Saalestadt Halle statt.
In einer inzwischen vermutlich verloren gegangenen Bundeschronik wird berichtet: „Die diesjährige Versammlung des Saale-Schachbundes war nur schwach besucht; der Schachklub in Dessau hatte sich aufgelöst, es gehören daher zum Bunde nur noch die Vereine in Eilenburg, Halle, Löberitz, Zerbst und Zörbig mit zusammen 87 Mitgliedern und 9 Einzelmitgliedern, von diesen waren nur 20 vertreten.“
Unter diesen negativen Umständen wurde auf eine Abhaltung der Generalversammlung verzichtet und nach einem Beschluss des Bundesausschusses auf einen Kongress im kommenden Jahr 1894 verzichtet.
Am Hauptturnier, das Kaufmann F. Zirkenbach aus Halle gewann nahmen lediglich 5 Schachfreunde teil.
Auch 1895 kam trotz Bemühungen des Bundessekretär L. Thiemann aus Halle kein Kongress zu Stande. Es sah nicht gut aus für das Fortbestehen des Saale-Schachbundes.
In dieser misslichen Lage trat Franz Ohme wieder auf den Plan. Er lud alle Mitgliedsvereine für den 14. Juni 1896 zur 14. Bundesversammlung ein. In der Bundeschronik wird wörtlich vermerkt: „Jedoch der Entschlusskraft von Ohme / Löberitz ist es zu danken, dass die Auflösung unterblieb und am 14. Juni 1896 das 14. Bundesfest in Löberitz steigen konnte.“ Ein weiterer Grund zur Einladung war auch das 25. Stiftungsfest, welches der Löberitzer Schachclub an diesem Tag feiern wollte.
In der Deutschen Schachzeitung und vor allem im Deutschen Wochenschach kündigte man die Feierlichkeiten ausführlich an. Am Sonntag, dem 14. Juni war es endlich soweit und die Festgäste wurden 10.30 Uhr auf der Bahnstation Stumsdorf empfangen und mit Kutschen abgeholt. Teilnehmer und Gäste aus Leipzig, Halle, Dessau, Zerbst, Brehna, Erfurt, Zörbig und Quellendorf, sowie aus den benachbarten Ortschaften, unter ihnen auch mehrere Damen, fanden den Weg nach Löberitz. Clubleiter Franz Ohme begrüßte 11.30 Uhr in der festlich geschmückten „Weintraube“ die Anwesenden, vor allem den Bundessekretär des Deutschen Schachbundes, den Schachtheoretiker Dr. Max Lange aus Leipzig, mit einer kurzen Ansprache und eröffnete die Generalversammlung.
Hier wurde Kaufmann Tempel aus Halle für den zurückgetretenen Thiemann zum neuen Bundessekretär gewählt. 12.30 Uhr begannen endlich die von allen ungeduldig erwarteten Turniere. Im I. Hauptturnier, an dem sich sechs Spieler beteiligten, siegte der in Halle studierende Hering vor Rosenbaum aus Dessau. Die interessanteste Partie wurde zwischen Otto Rosenbaum und dem Altmeister Dr. Max Lange gespielt. Letzterer opferte unkorrekt auf c3 einen Springer, was von dem genau spielenden Rosenbaum gründlich widerlegt wurde. Das II. Hauptturnier gewann v. Smolenski vor dem Löberitzer Krause. Auf die folgenden Plätze gelangten Ruprecht (Brehna) und Schildhauer (Halle). Sieger des I. Nebenturniers wurde der erst frischgewählte Bundessekretär Tempel vor den punktgleichen Ohme (Löberitz), Doborenz (Zerbst) und Scherling (Halle). Als Gewinner des II. Nebenturniers ging der Zörbiger Hartwig vor Kühne (Möhlau) und den beiden Löberitzern Rudolf jun. und Hagen hervor. Im sogenannten Tombolaturnier gewannen Carl Encke (Zörbig), Berger (Quellendorf) und Reinhold Schmidt (Zörbig) die Preise. Alle Präsente und Preise wurden vom Bundesmitglied Kaufmann Rosenbaum in reicher und geschmackvoller Auswahl geliefert und auf einer langen Tafel aufgestellt. Max Lange stiftete hierzu noch 20 und der Rechtsanwalt Kähne aus Halle noch 10 Mark.
Nebenbei veranstaltete Dr. Lange ein Lösungsturnier mit einem von ihm gespendeten Preis von 10 Mark. Die fünfzügige Aufgabe löste als erster der Hallenser v. Watzdorf.
Gegen 19.00 Uhr begann das gemeinsame Festmahl. Die Gastgeber hatten hierzu entsprechende Speisekarten drucken lassen. Das Weinangebot des Abends ist uns erhalten geblieben.
Unter allgemeinen Beifall konnte ein Glückwunschtelegramm aus dem Harz verlesen werden. Tischlieder und Trinksprüche der Herren Ohme, Kähne, Dr. Lange, Rosenbaum und weiterer Gäste schlossen sich an. Erwähnt muss noch werden, dass der ehemalige Löberitzer Schachfreund, Lehrer Vollbracht, der nun in Erfurt lebte, hier zu Besuch weilte. Ihm wurde ein schönes Erinnerungsgeschenk an die Jubiläumsfeier überreicht. Das Fest endete in ausgelassener Stimmung und für alle viel zu früh gegen 9.00 Uhr, doch die Abfahrtszeit der Züge in Stumsdorf mahnte zum Aufbruch.
Das Handeln Franz Ohmes hatte sich gelohnt, und für Löberitz war der Tag eine gelungene Werbung, für die Teilnehmer wurde er zum bleibenden Erlebnis. So erinnerte sich viele Jahre später der Hauptturniersieger Hering, der inzwischen in Dessau zum Studienrat und Professor avancierte:
„Die Turniere waren damals wesentlich kürzer als die heutigen. Sie fingen gewöhnlich am Sonnabend (nachmittags oder abends) an und mussten bis zum Abendessen am Sonntag beendet sein. Eine feierliche Tafel mit Reden und fröhlicher Unterhaltung bildete den Abschluss des Kongresses und brachte die Teilnehmer sozusagen auch menschlich näher. Auch die Heimfahrt trug häufig zur Erhöhung der Stimmung bei. So erinnere ich mich, dass ich mit meiner großen Ständerlampe, die ich in Löberitz als Preis bekommen und nach Halle schleppen musste, unterwegs viel geneckt wurde.“
Dieser Kongress hat die Schachfamilie wieder gefestigt und auch die Krise des Saale-Schachbundes konnte damit überwunden werden.
Für den bisherigen Bundesvorsitzenden L. Thiemann war das zurückliegende Desinteresse am Bundesleben allerdings so groß, dass er seinen Rücktritt bekannt gab. Als Nachfolger wurde einstimmig der Kaufmann F. Tempel aus Halle gewählt.
Die 15. Bundesversammlung fand am 20. Juni 1897 im Restaurant „Fürst Bismarck“ in Zerbst statt. Um den Sieg im Hauptturnier kämpften nur drei Spieler. Am Ende gewann Otto Rosenbaum aus Dessau. In der Hauptversammlung wurde nachfolgende Resolution gefasst: „Die Hauptversammlung unterstützt die vom Vorsitzenden des Thüringer Schachbundes Pastor O. Koch in Tröchtelborn geplante Herbeiführung eines Kartells der landschaftlichen Schachverbände untereinander.“
Dieser Beschluss wurde noch im gleichen Jahr umgesetzt.
1898 war am 26. und 27. Juni das „Grand Hotel und Wintergarten“ in Halle Austragungsort der 16. Bundesversammlung. Am Hauptturnier beteiligten sich dieses Mal 10 Spieler in zwei Gruppen. Die beiden Sieger E. Hartewig aus Chemnitz und R. Hering aus Dessau unterließen es allerdings, einen Stichkampf auszutragen.
Aufgrund des im Vorjahr zustande gekommenen Kartellverbandes waren auch Vertreter des Thüringer Schachbundes und des Erzgebirgisch-Vogtländischen Schachbundes zugegen.
Die Bundesversammlung beschloss eine neue Satzung. Dabei wurde der bisherige § 1 dahingehend abgeändert, dass hinter dem Wort „Saalegebiet“ die Worte „Halle a. S.“ weggelassen worden sind.
Die 17. Bundesversammlung fand am 18. und 19. Juni 1899 im Dessauer Restaurant „Wolfsschlucht“ statt. Als besonderes Ereignis wird die Stiftung des Landesvaters, ein Pokal mit der Aufschrift „Ehrengabe Sr. Hoheit des Erbprinzen Friedrich von Anhalt“, angesehen. Diesen Pokal sicherte sich der Chemnitzer E. Hartewig vor O. Rosenbaum aus Dessau und L´hermet aus Magdeburg.
Bei diesem Bundestreffen wurde der Magdeburger Schachklub aktives Mitglied des Saale-Schachbundes.
Vom 17. bis zum 18. Juni 1900 kam im Cafe Hohenzollern in Magdeburg die 18. Bundesversammlung zur Austragung. Mit Magdeburg-Buckau konnte ein weiterer Verein in die Reihen des Bundes aufgenommen werden.
Das Hauptturnier wurde bei insgesamt acht Teilnehmern ausgetragen. Als Gruppensieger behauptete sich der Eisenbahnsekretär und Präsident des Thüringer Schachbundes Ehrentraut aus Erfurt vor Wermser aus Staßfurt. Die andere Gruppe gewann der Gymnasiallehrer und Schriftführer des Magdeburger Schachklubs Schollwer vor dem Dessauer R. Hering. Ein Stichkampf unterblieb. Es wird berichtet, dass einige fällige Hängepartien während einer gemeinsamen Tour zum Ausflugslokal „Herrenkrug“ erledigt wurden.
Beide Gruppensieger erhielten als Preise wertvolle Silbergegenstände überreicht. Das Startgeld für die Teilnahme betrug 2,50 Mark.
In der Generalversammlung wurde beschlossen, „…dass in Zukunft die Turniere möglichst an einem Tage beendet werden sollen und deshalb in Gruppen von höchstens vier Teilnehmern gespielt wird“.
1901 veranstaltete Zerbst die 19. Bundesversammlung. Am 23. Juni war das „Rebhuhnsche Gartenlokal“ Austragungsort.
Im I. Hauptturnier sicherte sich der Staßfurter Kaufmann Wermser den Titel. Bekannt ist auch noch der Turniersieg des späteren Meisterspielers Preuße aus Roßlau im II. Nebenturnier.
Die Versammlung beschloss im kommenden Jahr das 20 jährige Bundesjubiläum ganz groß zu feiern. Als Austragungsort bestimmte man wegen seiner zentralen Lage Halle.
In diesem Jahr war auch der Schachklub Staßfurt-Leopoldshall zum Bund gestoßen.
Die 20. Bundesversammlung 1902 fand in Halle statt. Nach Dr. Kiok ist gerade über diese groß angekündigte Veranstaltung in den einschlägigen Schachzeitungen nichts zu finden.
Nach einer Mitteilung des Fabrikbesitzer Franz Wermser aus Staßfurt an Dr. Kiok erfahren wir einige weitere Einzelheiten, denn er schreibt: „1902 war in Halle ein stark besetztes Turnier. Teilnehmer waren u. a. von der Leipziger „Augustea“ die Herren Gregory und Lowtzky, welche später als Meister bekannt geworden sind.“
Nach einer überlieferten Partie zwischen Kircher / Leipzig und Rosenbaum / Dessau können zwei weitere Turnierteilnehmer belegt werden.
Die 21. Bundesversammlung fand am Sonntag, dem 14. Juni 1903 in Löberitz statt und wurde mit dem Stiftungsfest des Löberitzer Schachclubs verbunden. Es war nun immerhin schon das 32. Hier konnte mit Pastor Johann Melchior Kirsch aus Ammendorf auch der Mitbegründer des Löberitzer Schachklubs begrüßt werden. Vertreter aus Halle, Magdeburg, Staßfurt, Dessau, Quellendorf, Möhlau, Zörbig und Erfurt besuchten den Kongress.
Inzwischen bot sich durch die 1897 eröffnete Bahnstrecke Bitterfeld-Zörbig-Stumsdorf mit den beiden Bahnhöfen in Großzöberitz und Zörbig eine bessere An- und Abreise.
Die Halleschen Schachfreunde reisten vorsorglich schon am Samstag an, um auch schon an diesem Tag bis nach Mitternacht Schach zu spielen und um sich auf den Kongress einzustimmen. Die Generalversammlung wurde 11.00 Uhr vormittags nach einer kurzen Ausschusssitzung vom Bundessekretär F. Tempel aus Halle eröffnet, an deren Ende sich die Turniermeldung anschloss und die Teilnehmer auf die einzelnen Klassen und Gruppen aufgeteilt wurden. Gespielt wurde in drei Haupt- und drei Nebengruppen. Die überaus große Teilnehmerzahl von 32 Schachsportlern war noch nicht einmal im Vorjahr in Halle erreicht worden. Bei vielen lag noch die schöne Jubiläumsfeier aus dem Jahre 1896 in Erinnerung.
Im Preisträger-Hauptturnier siegte Wermser aus Staßfurt vor Rosenbaum aus Dessau und im I. Hauptturnier Bierbach aus Halle. Das II. Hauptturnier wurde von Lederer aus Zörbig vor dem Löberitzer Rudolph gewonnen. Das Nebenturnier I hatte folgenden Endstand: 1. Kaufmann Berger (Quellendorf), 2. Beyerlin (Magdeburg) und 3. Hochheim (Zörbig). Im Nebenturnier II gab es zwei Gruppen. Dabei kam es in der A-Gruppe zu einem Löberitzer Doppelerfolg. Es siegte Pöckel vor Krause und dem Dessauer Vogt. Die B-Gruppe gewann mit Bäckermeister Hagen ebenfalls ein Löberitzer. Hier belegten Kühne (Möhlau) und Drecksler (Löberitz) die Ehrenplätze. Es gab 15 Preise im Gesamtwert von über 100 Mark. Diese setzten sich aus Kunst- und Gebrauchsgegenständen zusammen. Nach den mühevollen Kämpfen vereinigten sich die Teilnehmer 18.00 Uhr zum Abendessen. Insgesamt waren 80 Personen, darunter 10 Frauen, an die Festtafel geladen. Der fröhliche Tag schloss spät in der Nacht mit einem schnell in Szene gesetzten Tanz. Damit endete für alle ein erlebnisreiches Wochenende.
Die 22. Bundesversammlung fand am 18. und 19. Juni 1904 in Dessau statt.
Im Hauptturnier Ia ging es um den Ehrenpreis des Herzogs von Anhalt. Es siegte Wermser aus Staßfurt vor den Dessauer Hering. Weiterhin nahmen am Turnier Ehrentraut / Erfurt, L´hermet / Magdeburg, Rosenbaum / Dessau und Urbach / Weimar teil.
Um den Ehrenpreis der Stadt Dessau ging es im Hauptturnier Ib. Hier gewann Preuße vor Rechtsanwalt Heine / Dessau. Heine erhielt dadurch den Preis des Deutschen Schachbundes.
Fr. Tempel wurde einstimmig als Bundessekretär wiedergewählt.
Die 23. Bundesversammlung fand am 17. und 18. Juni 1905 im Lokal des kaufmännischen Vereins zu Magdeburg statt. Ergebnisse und weitere Einzelheiten sind nicht überliefert worden.
Der 24. Bundeskongress wurde vom 16. bis 18. Juni 1906 in Staßfurt abgehalten. Das Hauptturnier Ia gewann Wermser aus Staßfurt vor den beiden Dessauern Preuße und Hering. Vierter wurde Mittag aus Gernrode.
Dieser fragte in der Generalversammlung auch an, ob der Harzer Schachbund Mitglied in dem bestehenden Kartellverband vom Thüringer Schachbund, dem Erzgebirgisch-Vogtländischen Schachbund und dem Saale-Schachbund werden könnte. Sein Anliegen erhielt allgemeine Zustimmung.
Der Versammlungsbericht schließt mit folgenden Informationen: „Ein gemeinsames Abendessen brachte einen guten Abschluss des ersten Tages, wonach die meisten Teilnehmer der Heimat zueilten. Am Montag wurde die Stadt besichtigt, auch von mehreren Teilnehmern das Salzbergwerk Ludwig II befahren“
Die 25. Bundesversammlung war zufälliger Weise auch das 25. Stiftungsfest des Saale-Schachbundes. Das Silberne Bundestreffen fand vom 6. zum 8. Juli 1907 im Hotel Kaiser Wilhelm in Halle statt. Als Auftaktveranstaltung spielte am ersten Tag Paul Lipke gegen 24 Gegner Simultan. Dabei gewann er 23 und remisierte eine Partie.
Im 1. Turnier sicherte sich Ingenieur Kuhlmann vor den beiden Dessauern Otto Rosenbaum und Mittelschullehrer Preuße den 1. Platz.
Auch von der 26. Bundesversammlung in Dessau 1908 ist nichts bekannt. Nach einer Mitteilung von Wermser soll allerdings kein Geringerer als Weltmeister Dr. Emanuel Lasker einen Vortrag gehalten und Simultan gespielt haben.
Im Jahre 1909 entschied sich Magdeburg-Wilhelmstadt zur Mitgliedschaft im Saale-Schachbund.
Magdeburg war Austragungsort des 27. Bundeskongresses 1910. Die Veranstaltung fand am 11. und 12. Juni im Hotel „Weißer Bär“ in Magdeburg statt. Auch von diesem Bundesfest liegen keine Ergebnisse vor.
Nach einem Jahr Pause kam der 28. Bundeskongress vom 22. bis 24. Juni 1912 im Hotel „Zur Tulpe“ in Halle zur Austragung.
Beim I. Hauptturnier erspielten sich drei Spieler aus vier Partien 3,0 Punkte und so musste das Los über Platzierung und Vergabe der Preise entscheiden. Turniersieger wurde dadurch Heilbronner vor Laue und Amtsgerichtsrat Kuntze. Die Losprozedur war allerdings nicht ganz so schlimm, denn alle drei Spieler kamen vom Halleschen Schachklub. Auch bei den Plätzen 4 und 5 erfolgte eine Verlosung.
Der 29. Kongress fand am 21. und 22. Juni 1913 im Hotel „Kaiserhof“ in Dessau statt. Am späten Nachmittag 5.00 Uhr des ersten Tages begann das Turnier, an dem sich sieben Spieler beteiligten. Die Spiele dauerten an beiden Tagen so lange, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt beendet werden sollten. Allerdings liegen darüber keine Ergebnisse vor. Vielleicht gab es auch andere Probleme, die solch ein Fehlen überdeckten.
Im Jahr darauf begann der I. Weltkrieg und damit endete vorerst einmal das kontinuierliche Bundesleben.
Zum Bund bekannten sich nach der kriegsbedingten Pause nur noch die Vereine aus Halle, Dessau, Bernburg und Magdeburg-Buckau.
1920 wurde nach sieben jähriger Unterbrechung der 30. Kongress am 27. und 28. November in Halle abgehalten. Die 300 Teilnehmer zeigten eindeutig, dass sich das „Schachvolk“ wieder nach Normalität sehnte.
Hauptorganisator des Bundestreffens war der Vorsitzende des Halleschen Schachklubs Dr. Bierbach, der die Geschäfte des verstorbenen Bundessekretärs Paul Voigt kommissarisch und im Auftrag des Gründungsvereins aus Halle versah. Seine Mühen wurden durch die überwältigende Wahl zum neuen Bundessekretär belohnt.
Das Hauptturnier gewann Becker aus Stützerbach vor dem Dessauer Marx.
1921 war das Dessauer Hotel „Kaiserhof“ Austragungsort der 31. Bundesversammlung. Der Bund war gegenüber dem Vorjahr auf neun Vereine mit über 300 Mitgliedern angewachsen.
Als Gruppensieger präsentierten sich Hering (Dessau), Freiherr von Holzhausen (Magdeburg) und Laue (Halle).
Ein wichtiges Ereignis des Kongresses ist der Beitritt des ebenfalls 1882 durch die Vereine Aschersleben, Nordhausen und Quedlinburg gegründeten „Harzer Schachbundes“ als Unterverband des Saale-Schachbundes. Hauptinitiatoren für diesen Kurs waren die beiden Quedlinburger Kaufmann Wust und Studienrat Professor H. Poßner. Die Harzer Vereine beschlossen die Angliederung bei ihrem eigenen Kongress kurz davor in Quedlinburg.
Durch den Beitritt wurde unter anderen auch der Verein des Schachdorfes Ströbeck Bundesmitglied.
Beim 32. Bundeskongress konnte zum Pfingstfest 1922 das 40. Bundesjubiläum begangen werden.
Das Hauptturnier, das in zwei Vorgruppen mit je sechs Teilnehmern gespielt wurde, gewann Scheibe aus Köthen.
Hervorzuheben ist die Tatsache, dass sich im Bund nun schon 19 Klubs mit über 600 Mitgliedern vereinigten.
Auch beim 33. Bundeskongress, der vom 7. bis 11. Juli 1923 in „Schumann´s Garten“ in Weißenfels zur Austragung kam, gewann der Köthener Scheibe erneut das Hauptturnier. Ihm folgten Heilbronner aus Halle und gemeinsam auf Rang 3 die beiden Magdeburger Buchholz und Urbach.
Berichtet wird auch von einer sehenswerten Schachausstellung am Rande der Veranstaltung, da machte es auch keine Probleme, wenn auf den Einladungen die falsche Kongressnummer abgedruckt wurde.
Die 34. Bundesversammlung fand 1924 vom 4. bis 7. Oktober in den Klubräumen des Magdeburger Schachklubs in der Freimaurerloge Harpokrates in Magdeburg, Große Münzstraße 10, statt.
Als Gast konnte der Vorsitzende der Deutschen Schachbundes Walter Robinow begrüßt werden.
Das Meisterturnier gewann der Leipziger Max Blümich überlegen mit 5 aus 5 und verwies die beiden Dessauer Hering und Preuße auf die Ehrenplätze.
Im Ehrenturnier sicherte sich Regierungs- und Baurat Urbach / Magdeburg vor dem Weißenfelser Spalwingk, Prof. Poßner aus Quedlinburg und Buchholz aus Magdeburg den Turniersieg. Für die Sieger beider Turniere stiftete die Stadt Magdeburg silberne Plaketten.
Das Hauptturnier ergab folgenden Endstand: 1. Wiener, 2. Dr. Taeffner, 3. Buchmann, 4. Krüger, 5.-9. Brandt jr., Herburg, Hoffsommer, Knowles, Parthy. Im Nebenturnier siegte Ketscher.
Im Lösungsturnier, das ein Fünfzüger von W. v. Holzhausen beinhalte, gab es folgende Preisverteilung: 1. Laue, 2. Büchner vor Knowles.
Ein Wettkampf zwischen Becker (Stützerbach) und Kullmann (Magdeburg) endete 2:2 Unentschieden.
In der Bundesversammlung wurde der Vorstand durch die Wahl zweier Beisitzer erweitert. Es handelt sich hier um den Magdeburger Urbach und dem Weißenfelser Parthy.
Der 35. Bundeskongress wurde am 4. Oktober 1925 durch die Bemühungen der Herren Must aus Quedlinburg und Mittag aus Gernrode in Suderode abgehalten.
Für den seit 1920 wirkenden Präsidenten Dr. Bierbach aus Halle, der zurückgetreten war, wurde in der am 4. Oktober nachmittags 3.00 Uhr beginnende Bundesversammlung ein vierköpfiger Vorstand gewählt. Bundesvorsitzender wurde der Polizei-Veterinärrat Dr. Fritz Kiok aus Magdeburg, sein Stellvertreter der Redakteur Konrad Parthy aus Weißenfels, Schatzmeister Studienrat Prof. Hugo Poßner aus Quedlinburg und Magistratsbauinspektor Bruno Buchholz übernahm das Amt des Bundessekretärs.
Außerdem beschloss die Versammlung eine neue Bundessatzung.
Doch gibt es auch von einigen Turnierergebnissen zu berichten: Der Dessauer A. Preuße gewann mit 2,0 das Ehrenpreisturnier vor Freiherr von Holzhausen aus Magdeburg und Reg.-Rat Urbach / Magdeburg (beide 1,5) und Prof. Hering / Dessau (1,0)
Im Meisterschaftsturnier setzte sich Laue / Halle nach einem Stichkampf gegen Buchholz / Magdeburg und Marx / Dessau durch.
Im Bundesmeisterschaftsturnier wurde in 3 Gruppen mit je 6 Teilnehmern gespielt. Dabei setzten sich in der 1. Gruppe Laue / Halle, in der 2. Gruppe Marx / Dessau und Dr. Raststädt / Halberstadt sowie Buchholz / Magdeburg durch. Dr. Raststädt verzichtete auf einen Stichkampf mit Marx.
Im Stechen gab es ein totes Rennen und erst im 2. Stechen bezwang Laue beide Kontrahenten und gewann somit das Turnier.
Das I. Hauptturnier gewann Mackel aus Aschersleben und im II. Hauptturnier setzte sich Wernicke aus Sangerhausen durch.
Im Nebenturnier errangen nachfolgende Spieler Gruppenpreise: Dobritz / Thale, Kohlermann / Aschersleben, Hufenreuter / Quedlinburg und Breming / Wernigerode.
In Wittenberg wurde am 24. Januar 1926 durch den Vorsitzenden des Saaleschachbundes Dr. Kiok und in Anwesenheit zahlreicher Spieler aus Weißenfels, Halle, Bitterfeld, Dessau, Coswig, Magdeburg und Gommern ein Schachverein gegründet. Schon zur Gründung traten 25 Spieler dem Verein bei.
Am Nachmittag trat Schachmeister Frhr. v. Holzhausen gegen 25 Spieler zum Simultan an. Er gewann 20 Partien, verlor 4 und remisierte eine.
Der neue Schachverein trifft sich jeden Dienstag ab 8.00 Uhr im Hotel „Goldener Adler“.
Schon wenige Wochen später wird in der Deutschen Schachzeitung als Aktivität dieses Vereins über eine neue Schachspalte im „Wittenberger Tageblatt“ berichtet. Hingewiesen wird auch auf die Tatsache, dass der als Schachtheoretiker und Problemkomponist bekannte Pfarrer Hülsen schon in den 1880ger Jahren in der gleichen Zeitung eine Schachspalte unterhielt.
Am 6. Juni 1926 trat eine Auswahl des Saaleschachbundes in Leipzig an 51 Brettern gegen den Sächsischen Schachbund an. Hie musst eine hohe 11:40 Niederlage hingenommen werden. Allein an den ersten 14 Brettern holte man lediglich einen halben Punkt. An den Spitzenbrettern spielten Blümich – v. Holzhausen, Kühn – Preuße und Dr. Wiarda – Hering.
Der 36. Bundeskongress wurde vom 2. bis zum 5. Oktober 1926 im Hotel „Goldner Beutel“ in Dessau abgehalten. Dabei waren die Vereine aus Aschersleben, Ballenstedt, Burg, Coswig, Köthen, Dessau, Gommern, Halle, Magdeburg, Naumburg, Sangerhausen, Thale, Weißenfels und Wittenberg vor Ort.
Mit der Leitung der Turniere wurde Prof. Hering beauftragt. Das Schiedsgericht setzte sich aus Preuße / Dessau, Dr. Bögel / Naumburg und Studienassessor Brandt / Magdeburg zusammen.
Im Ehrenpreis- bzw. I. Meisterturnier traten fast alle Teilnehmer des Vorjahres an. Allerdings kam es zu einem anderen Turnierausgang, denn es gewann Freiherr von Holzhausen vor Preuße, Laue und Urbach. In der Siegergruppe des II. Meisterschaftsturniers setzte sich Bruno Buchholz durch. Dabei mussten sich die 15 Teilnehmer in drei Vorgruppen qualifizieren. Buchholz erhielt auch den Titel „Meister des Saale-Schachbundes“ und obendrein gewann er das mit einer Medaille der Stadt Dessau honorierte Turnier vor Storost / Magdeburg und Hage aus Weißenfels.
Am Samstagabend fand der Kongress statt. Dort war zu erfahren, dass der Saale-Schachbund zu diesem Zeitpunkt 35 Klubs mit insgesamt 720 Mitgliedern vereinte. Als Neuaufnahmen konnten der Schachklub Genthin, der Schachverein Breiter Turm Delitzsch und die Schachvereinigung Torgau begrüßt werden. Wieder eingetreten war der Bernburger Schachklub, während sich der Schachklub Oranienbaum aufgelöst hatte.
Am Sonntagabend kam noch ein Blitzturnier zur Austragung, in welchem Büchner / Magdeburg den ausgesetzten Preis mit 7 Punkten erwarb, 2. und 3. wurden Buchholz und Urbach / Magdeburg (6) 4. Laue / Halle (5).
Anschließend verwandelte sich das Bild des schönen Kongress-Saales. In der Mitte des Saales erhob sich eine festlich gedeckte Tafel, an der eine große Zahl der Kongressteilnehmer und erfreulicherweise auch mehrere Damen Platz nahmen. Prof. Hering vom Dessau Schachklub begrüßte die Gäste, insbesondere den anwesenden Großmeister der Problemkunst, Walter Freiherr von Holzhausen, mit warm empfundenen Worten, die unter Musikbegleitung in ein Hoch auf die Gäste ausklangen. Im Namen der Gäste antwortete der Bundesvorsitzende Dr. Kiok.
Ein gemeinschaftlich gesungenes Tafellied, ferner mehrere von dem nahezu 80 jährigen Mitgliede des Dessauer Klubs, Herrn Hofschauspieler a.D. Anton Kroter mit jugendlichem Feuer und künstlerischer Sicherheit vorgetragene Stücke, eine Festzeitung und eine von Dessauer Künstlern (Violine und Klavier) ausgeführte edle Tafelmusik sorgten neben erlesenen Genüssen ans Küche und Keller für eine anregende Stimmung, die bei einzelnen Unermüdlichen wiederum zum Schachspiel (Blitzturnier) zurückführte. Am Dienstagabend 18.30 Uhr ging die letzte Partie des Hauptturniers zwischen Bruchmann und Brandt zu Ende, und mit einer kurzen Ansprache des Vorsitzenden des Dessauer Klubs klang die Tagung aus.
Die 37. Bundesversammlung fand vom 25. bis zum 28. Juli 1927 im Rahmen des Jubiläumskongresses des Deutschen Schachbundes im „Klosterberggarten“ in Magdeburg statt.
Landesmeister wurde E. Tribius aus Magdeburg.
Der 38. Bundeskongress wurde zum 75. Vereinsjubiläums des Schachklubs Nordhausen, dem ältesten Verein des Bundes, ausgerichtet. Das Bundestreffen und die Jubiläumsfeierlichkeiten fanden vom 5. bis zum 9. Oktober 1928 im Restaurant „Zum Dom“ statt.
Im Meisterturnier teilten sich der Dessauer A. Preuße und Vordank aus Jena den Turniersieg. 3. wurde unter sechs punktgleichen Spielern nach der Wertung „Gelbfuß“ Dr. Fritz Kiok aus Magdeburg. Das brachte dem Bundesvorsitzenden sogar den Titel „Meister von Sachsen-Anhalt“ ein, da die beiden vor ihm liegenden nicht in dieser Wertung starteten.
Der 39. Bundeskongress fand vom 2. bis zum 6. Oktober 1929 im Kurhaus „Bad Wittekind“ in der Saalemetropole Halle statt. Die Meisterschaft von Mitteldeutschland gewann Blechschmidt aus Plauen (5,5) vor v. Holzhausen / Magdeburg und Kühn / Chemnitz (beide 5,0), Blümich / Leipzig und Hasse / Bautzen (beide 4,5) sowie Buchholz / Magdeburg und den beiden Dessauern Hering und Preuße (alle drei 3,5). Insgesamt nahmen 12 Schachfreunde den Kampf auf.
Dieses Turnier bekräftigte das zwischen dem Saale-Schachbund und den beiden Schachverbänden in Sachsen und Thüringen seit 1897 bestehende Kartellverhältnis.
24 Teilnehmer verzeichnete das stark besetzte Meisterschaftsturnier. Hier sicherte sich der Student Ulrich aus Stendal den 1. Platz mit 7,0 Punkten aus 7 Runden.
Erstmals wurde beim Saale-Schachbund, und dann gleich in allen Turnieren, das Schweizer Paarungssystem angewendet.
Stendal richtete den 40. Bundeskongress 1930 aus. Austragungsstätte war vom 9. bis 12. Oktober der Bierkeller im Restaurant „Schützenheim“. Im Meisterturnier siegten Preußen 5,5 vor v. Holzhausen 5,0. Beiden spielten ohne Wertung mit. So dass wieder Vorjahrssieger Ulrich mit 5,0 Punkten den 1. Platz erreichte. Es folgten Herrmann (Magdeburg) 4,5, Studienrat Dr. Bögel aus Schulpforta bei Naumburg und Buchholz (Magdeburg) 3,0, K. Teichmann (Coswig) 2,0 und Kettner (Halle) 0,5.
Im Meisterschaftturnier nahmen bei 7 Runden 22 Spieler teil. Es gewann Kaufmann Troschier aus Halle. Im Hauptturnier gewann bei 18 Teilnehmern Jacob aus Osterburg.
Die Bundesversammlung beschloss, dass die Landesmeister, die sich drei Jahre den Verbandsturnieren entziehen, ihren Titel verlieren, sofern sie nicht über 50 Jahre alt sind. Weiterhin wurde Meister Paul Lipke zum Ehrenmitglied des Bundes ernannt.
Zu berichten wäre auch noch, dass ab Jahresbeginn die seit Jahrzehnten bestehende Schachspalte der „Magdeburger Zeitung“ aus dem Faber-Verlag zum Organ des Magdeburger Schachklubs und gleichzeitig zum Nachrichtenblatt des Saale-Schachbundes ausgeweitet wurde. Die Bearbeitung wurde an Freiherr von Holzhausen und P. Kerkovius übertragen.
Der 41. Bundeskongress im Jahr 1931 fand in der Lutherstadt Wittenberg statt. Austragungsort war vom 8. bis zum 11. Oktober das Vereinshaus. In der Kiok-Buchholz´schen Bundeschronik wird vermerkt, dass Weinreb / Halle, Karl Teichmann / Coswig und Robert Teichmann / Bernburg zu Landesmeistern emporstiegen.
Die Meisterschaft von Sachsen-Anhalt sollte ab diesem Jahr nicht mehr dem ersten unter den Landesmeistern, sondern dem Sieger im Meisterturnier zufallen. Da es dort aber mit Preuße und v. Holzhausen zwei Sieger gab und auch einen Stichkampf unterblieb, wurde der Titel nicht vergeben.
An gleicher Stelle wird berichtet, dass beim parallel in Jena abgehaltenen Kongress des Thüringer Schachbundes die Meisterschaft von Mitteldeutschland zur Austragung kam. Hier gewann mit dem Magdeburger Herrmann ein Vertreter des Saale-Schachbundes. Ungeschlagen verwies er Fajarowicz / Leipzig, Habermann und Vordank / Jena.
Die Deutschen Schachblätter berichten noch ausführlicher: Nach vorgängigem Begrüßungsabend begannen die Turniere am Vormittag des 8. Oktober. Den geselligen Höhepunkt bildete der Festabend am 10. Oktober, der durch Ansprachen des Klubvorsitzenden Härtel und des Verbandsvorsitzenden Dr. Kiok eröffnet wurde. Es folgten dann künstlerische Darbietungen und Tanz.
In der von Dr. Kiok geleiteten Hauptversammlung am 11. Oktober gab Prof. Poßner einen Überblick über die Kassenverhältnisse, der Schriftführer Buchholz erstattete den Jahresbericht. Der derzeitige Stand beläuft sich auf 45 Vereine mit ca. 700 Mitgliedern; von den Vereinen war etwa die Hälfte durch Delegierte vertreten. Der vorjährige Beschluss, dass Landesmeister, die drei Jahrelang an keinem Verbandsturnier teilgenommen haben, ihren Titel verlieren sollen wurde durch den Zusatz „Verbandsturnier oder Verbandswettkampf“ gemildert. Zur Ausrichtung des Jubiläumskongresses von 1932 hat sich der Schachklub Bitterfeld unter seinem rührigen Vorsitzenden Dr. Krahnstöver in dankenswerter Weise erboten.
Den Abschluss der ganzen Veranstaltung, deren tadelloser Verlauf insonderheit Herrn Max Wiener (als Organisator) und Herrn Regierungsbaumeister Brüggemann (als Turnierleiter) zu verdanken war, bildete die Preisverteilung mit nachfolgendem gemütlichen Beisammensein.
Im gemischten Meisterturnier gelangten die beiden beteiligten Meister des Deutschen Schachbundes gemeinsam an die Spitze. Über den Titel „Meister von Sachsen-Anhalt für 1931/32“ müßte also noch ein Stichkampf entscheiden. (In früheren Jahren spielten die beiden Meister außer Titelkonkurrenz, diese Bestimmung ist aber jetzt aufgehoben.) Der junge vielversprechende Weinreb und K. Teichmann erwarben den Verbandsmeistertitel, da sie mehr als 40 Prozent der Partien gewonnen haben. Dr. Bögel und Buchholz sind bereits im Besitze dieses Titels.
Weiter berichten die „Schachblätter“: Im Meisterschaftsturnier (18 Teilnehmer, 7 Runden nach dem Schweizer System) fielen die fünf Preise unter Anwendung der Sonneborn-Berger'schen Bewertungsmethode der Reihe nach an R. Teichmann-Bernburg (5), Brendel-Halle (5), Hübner-Merseburg (5), Kettner-Halle (4½) und Hage-Weißenfels (4½). Der 1. Preisträger wurde Meister des Saale-Schachbundes. Es folgten Herburg-Aschersleben, Poßner-Quedlinburg, O. Tribius-Magdeburg, Wiener-Wittenberg (je 4), Beilecke-Sangerhausen, Büchner-Magdeburg (je 3½), Parthy-Weißenfels, Pieske-Dessau (je 3), Dröge (Dreileben b. Magdeburg), Kinnemann-Helmstedt (je 2½), Schröder-Merseburg (2), Arndt-Wittenberg, Schinke-Wittenierg (je 1 ½).
Im Hauptturnier A, das 6 Teilnehmer zählte, siegten Krüger-Osterwick (4½), Brechel- Sangerhausen (4) und Siebrecht-Weißenfels (2½).
Das Nebenturnier wurde in 2 Gruppen zu 4 Teilnehmern ausgetragen. Gruppensieger wurden Brauer und Paasch, beide aus Wittenberg. Im Schülerturnier (5 Teilnehmer, doppelrundig) belegten die Wittenberger Bauer und Härtel mit 6½, bzw. 6 Zählern die ersten Plätze.
Das aber auch auf regionaler Ebene in den einzelnen Gauen des Saale-Schachbundes ein reger Spielbetrieb herrschte zeigt die nachfolgende Mitteilung im „Zörbiger Boten“:
„Jessen (Elster).
Ein 17jähriger wird Gauschachmeister
Hier fand der diesjährige Kongress des Ostgaues des Saaleschachbundes statt, der eine starke Beteiligung aufwies. In der Gauversammlung wurde beschlossen, den nächsten Kongress in Dessau stattfinden zu lassen. Ferner wurde mitgeteilt, dass der Schachmeister Bogoljubow demnächst zu einer Simultanpartie in Wittenberg gegen Spieler aus Magdeburg, Dessau und Wittenberg gewonnen werden soll.
Das Hauptturnier gewann der 17jährige Funke / Dessau mit 5,5 Punkten.“
Der Magdeburger Schachklub bietet kostenlose Lehr- und Fortbildungskurse im Schachspiel an. Die Kurse erfreuen sich einer regen Beteiligung und wurden von einer Simultanvorstellung des Freiherrn v. Holzhausen (+27, =5, -2) eingeleitet.
Der Kongress des Ostgaus fand vom 25. bis 27. März in Jessen statt. 1.-2. wurde Funke (Dessau) und Wiener (Wittenberg) punktgleich vor 3.-4. Schweingel (Schmiedeberg) und Gerling (Jüterbog).
Am gleichen Wochenende, allerding etwas länger und zwar vom 25. bis 28. März, trafen sich die Mitgliedsvereine des Südgaus in Sangerhausen. Gaumeister wurde Stein aus Weißenfels (5,5 aus 7), 2.-3. Hage (Weißenfels) und Hübner (Merseburg) 5,0.
Am 7. und 8. Mai feierte der Hallische Schachklub als letzter verbliebener Gründungsverein des Saaleschachbundes, in Anwesenheit von W. Rabinow und Dr. Kiok, sein 70. Stiftungsfest. Neben einem Festkommers und Musikvorträgen, gab es auch einige Mannschaftswettkämpfe: Hier spielten die Stadt Halle - Südgau des Saaleschachbundes 12,5:10,5, Hallischer Klub – Bitterfeld 6:5 und Hallischer Klub – Giebichenstein 6:4. Simultan spielten Max Blümich 18,5 aus 22) und K. Laue (15,5 aus 20).
Von einer wichtigen Entscheidung gibt es aus Ströbeck zu berichten, denn die Regierung hat genehmigt, dass in den beiden Oberklassen der Dorfschule fortan der Schachunterricht Pflichtfach wird. Bisher gab es einen solchen Unterricht nicht, doch gab es Prüfungen im Schachspiel, und man ließ es zu, dass im Winter die Turn- und Spielstunden mit Schachspielen ausgefüllt wurden.
Diese Information wurde aber bald widerrufen. Auch in Weißenfels wurde an der dortigen Schachunterricht geplant. Hier war der Grund allerdings eine zu kleine Turnhalle. Die Genehmigung wurde mit dem Hinweis, dass der Turnunterricht dann generell im Freien durchzuführen sei, durch die Landesregierung versagt.
Der Harzer Schachbund als Unterverband des Saaleschachbundes, feierte am 17. und 18. September in Ströbeck sein 50jähriges Bestehen. Die Gaumeisterschaft errang der Quedlinburger H. Posner (4,5) vor Herrschaft und Wendschlag (4,0), Herburg (3,0) (alle Aschersleben) und Stedler (Quedlinburg) (2,0).
Beim 42. Bundeskongress 1932 wurde gleichzeitig das 50 jährige Bestehen des Saale-Schachbundes gefeiert. Austragungsort war vom 5. bis 9. Oktober das „Hotel Döring“ in Bitterfeld.
Im Vorfeld hat Bruno Buchholz eine bemerkenswerte Festschrift mit vielen wichtigen Daten und Ergebnissen verfasst. Das Buch kostete eine Mark. Höhepunkt des Kongresses war natürlich das Mitteldeutsche Meisterturnier.
Im Meisterschaftsturnier A sicherte sich unter 16 Teilnehmern bei 7 Runden Schweizer System Hübner aus Merseburg (6,0) vor Hage / Weißenfels und Wiener / Wittenberg (beide 5,0) den 1. Platz. Dem Spitzentrio folgten: Thiele / Nordhausen (4,5), Kessel / Neurössen, Krüger / Osterwieck, Büchner / Magdeburg (alle 4,0), Dr. Seyferth / Bitterfeld, Dr. Haut / Bernburg und Funke / Dessau (alle 3,5).
Das Meisterschaftsturnier B dagegen gewann ebenfalls bei 16 Teilnehmern mit großem Vorsprung Possner / Quedlinburg (6,5) vor Müller / Zeitz und Jakob Dessau (beide 4,5). Es folgen Beilecke / Sangerhausen (4,5), Glimm / Merseburg, Kettner / Halle, Spalwingk / Weißenfels (alle 4,0), Schröder / Tangerhütte, Walter Dröge / Magdeburg und Brendel / Halle (alle 3,5).
Im Hauptturnier A gingen 14 Schachfreunde an den start. Es gewann Quente / Weißenfels (6,0) vor Junius / Halle (5,0), Seelmann / Dessau (4,0) und Saborowski / Magdeburg (3,5).
Der Vorstand des Deutschen Schachbundes war durch W. Rabinow, O. Krüger und Dr. Kiok vertreten.
Im Kongress waren auch viele gesellige Veranstaltungen integriert. Bei einer wurde auch das vom schon verstorbenen Bitterfelder Senior E. Böttger verfasste Bannerlied rezitiert.
Das waren noch friedliche und besinnliche Töne. Doch es waren auch schon andere Meinungsäußerungen zu vernehmen, so unterschrieb der Bitterfelder Bürgermeister Ebermann sein Grußwort schon mit „Schach Heil!“ und wohin dieses unheilsame „Heil!“ führte, sollten die kommenden Jahre zeigen.
Über das Bundesleben nach der so genannten Machtübernahme der NSDAP bis Ende des II. Weltkrieges und die damit verbundene Auflösung des Großdeutschen Schachbundes nur in kurzen Auszügen.