Das Schachbrett stammt von ► Wilhelm „Willi“ Vogel> (01.05.1912 - 24.09.1997), Gaststättenbesitzer in Zehmitz. Er brachte es aus italienischer Kriegsgefangenschaft mit. Auf der Rückseite notierte er sein Eigentum mit seiner Unterschrift. Dazu gehören die von ihm angefertigten Figuren. Die Kugeln oder kugeligen Köpfe der Figuren lassen darauf schließen, dass er Zugang zu einer Schreinerei hatte, in der sich wohl eine Drehbank befunden hat. Das Schachbrett zeigt auf der Rückseite die >► Unterschrift des Besitzers Wilhelm Vogel> und die Signaturen des Schachmuseums Löberitz.>
Hier ist die Herkunft etwas unsicher.
Während einer Siegerehrung anlässlich der „Löberitzer Schachtage“ Anfang der 2000er Jahre wurde dem Museumsleiter das kleine Schachbrett mit den Worten: „Das ist von unserem Großvater / Vater. Er hat es aus einem Gefangenenlager aus Sibirien mitgebracht“. Für weitere Nachfragen blieb keine Zeit. Nach der Siegerehrung waren die Überbringer der schönen Intarsienarbeit nicht mehr aufzufinden.
Dennoch meinte ich noch den Namen ► Horst Werner> aus Wolfen vernommen zu haben. Wenn dem so wäre, so könnte es sich um den am 10. Dezember 1924 geborenen Horst Werner handeln. Horst Werner war im Krieg Fallschirmjäger. Nach dem Kriegsende arbeitete er als Lehrer. Ab 1952 wurde er zum spielstarken Mitglied von Chemie Wolfen.>
Das Foto zeigt handgeschnitzte Holzfiguren, die ein Kriegsgefangener aus sowjetrussischer Gefangenschaft mitgebracht hatte. Er schenkte sie seinem Freund. Dessen Frau übergab sie Sabine Schütze aus Wolfen-Steinfurt für das Schachmuseum. Ob die Figurenschachtel auch aus dem Lager stammt ist ungewiß.
Nähere Einzelheiten sind nicht bekannt.
Doch nicht nur Schachspiele erreichen die deutsche Heimat, sondern auch Gedichte, wie das von Ernst August Sellschopp aus Rußland.
Die Kriegsgefangenen wurden durch unterschiedliche Organisationen, wie zum Beispiel durch das „Deutsche Rote Kreuz“ oder dem „Weltbund der christlichen Vereine junger Männer“ aus der Heimat unterstützt. Hierzu zählte auch das Verschicken von Schachspielen und Schachbüchern.
Das „Lehrbuch des Schachspiels“ von dem Berliner Schachmeister Jean Dufresne (* 14. Februar 1829 in Berlin; † 15. April 1893 ebenda) ist das meist aufgelegte Schachbüchern in Deutschland. Nach seinem Tod wurde es von den unterschiedlichsten Meistern aktualisiert, verbessert und neu auf herausgegeben.
Zu dieser Auflage muss noch erwähnt werden, dass nicht die aktuelle 16. Ausgabe genutzt oder als 17. Auflage fortgeführt wurde, sondern eine der älteren, die 11., verbesserte Auflage des Jahres 1926 (LBN 3330). Grund war, dass der Leipziger Schachmeister Max Blümich die 15. und 16. Auflage, zwei der fünf während der Nazizeit herausgegebenen Auflagen, total „Entjudet“ hatte. Dabei hatte er alle Namen von jüdischen Spielern getilgt und nur einige Partien, in denen die jüdischen Spieler Niederlagen quittieren mussten, im Inhalt belassen. Allerdings machte das Blümich nicht aus freien Stücken, sondern wurde von staatlichen Stellen dazu gedrängt. Als Postbeamter in gehobener Stellung wäre es für ihn persönlich bedenklich gewesen.
Erst die 17. Auflage des Jahres 1949, herausgegeben von Jacques Mieses, setzte das Lehrbuch in seinen ursprünglichen Zustand zurück.