Schach ist eine deutschsprachige Schachzeitschrift, die im April 1947 als „Schach-Express“ begründet und vom Express-Verlag herausgegeben wurde. Sie kostete pro Ausgabe 50,- Pfennige und erschien zweimal im Monat. Seit September 1950 trägt sie den heute noch gültigen Titel "Schach".
Ab Januar 1951 und dem 4. Jahrgang wurde sie vom Sportverlag Berlin der DDR herausgegeben. Aktueller Herausgeber ist der Exzelsior Verlag, der 1999 in Nachfolge des Sportverlages Berlin gegründet wurde.
Bemerkenswert ist, dass 1996 die älteste und im 145. Jahrgang stehende „Deutsche Schachzeitung“ ihr Erscheinen einstellte und mit ihrem Namen in die ehemalige DDR-Zeitschrift „Schach“ aufging. Ein ganz seltener Weg der Deutschen Wiedervereinigung.
Das Schachmuseum Löberitz ist stolz, dass es die Sammlung im kompletten Zustand vorweisen kann. Im Jahre 2020 erscheint sie immerhin schon im 74. Jahrgang. Alle diese Jahrgänge sind in gebundener Form im Schachmuseum zu finden und für jedermann einsehbar.
Vom Allgemeinen Nachrichtenblatt der Schachsparte Groß-Berlin „Schach-Express“ zur Zeitschrift der Schachfreunde „Schach“
Ein Gespräch mit dem langjährigen Chefredakteur und ehemaligen Fernschachweltmeister ► Horst Rittner> brachte zu Tage, dass die Zeitschrift in den Jahren 1989 und 1990 in etwas veränderter Form zusätzlich für den Markt von Westberlin und der Bundesrepublik erschien.>
Dankenswerter Weise stiftete Horst Rittner diese beiden besonderen und sehr seltenen Jahrgänge dem Schachmuseum Löberitz. Sie erhalten die Registrierungsnummern LSBN 3896 und LSBN 3897.
Der größte Unterschied dürfte im Preis liegen. Während die Zeitschrift in der DDR schon über viele Jahre 1,20 Mark (Umgangssprachlich auch Mark der DDR.) kostete, war die Westausgabe für 4,50 DM (Deutsche Mark) zu haben. Das war entgegen der DDR-Mark hartes Geld und der Verkauf beim „Klassenfeind“ sollte wohl den ständigen Devisenmangel lindern.
Ein weiterer Unterschied waren bei den Westausgaben die etwas dickeren Umschlagseiten. Die vordere Innenseite, die in der normalen Ausgabe das Impressum und das Inhaltsverzeichnis enthielt, diente der Werbung. Die Seiten 1 mit dem politisch angehauchten Leitartikel „Das aktuelle Thema“ und die Seite 2 mit irgendwelchen Erfolgsmeldungen entfielen gänzlich. Das Heft begann dann tatsächlich mit der Seite 3 und endete mit den Rubriken „Aus Nah & Fern“ und einer Buchvorstellung auf der Seite 40.
Nicht mit veröffentlicht wurden die Seiten 41 bis 45 mit den Themen „Fernschach“ und der Rubrik „Aus den Bezirken“.
Dafür folgten eine nicht paginierte Seite mit dem Impressum und das Inhaltsverzeichnis. Eine weitere Seite und die hintere innere Umschlagseite enthielten zusätzliche Werbung. Die äußere hintere Umschlagseite mit Abbildungen von Schach-Briefmarken war dann wieder mit der Hauptausgabe identisch.
Diese Zweigleisigkeit endete mit der Juni-Ausgabe 1990. Nach der vollzogenen Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der DDR und der BRD am 1. Juli 1990 gab es bei der Juli-Ausgabe eine „Wiedervereinigung“. Ab dieser Zeit erhielt die Zeitschrift einen glänzenden Einband und den nun überall geltenden Preis von 4,50 DM.
Auch bei der Vergabe von Subtitel kam Bewegung ins Spiel. Ab 03/90 kam zum „Schach“ der Untertitel „Fachzeitschrift des Sportverlages“ und ab 07/90 „Der königliche Ratgeber für jeden“ hinzu.
Eine interessante Episode in der Geschichte der Zeitschrift war damit beendet.
aufgeschrieben von Konrad Reiß
Eigentlich wurde in den Redaktionen der staatlich kontrollierten Presseorgane der DDR ordentlich und sorgsam gearbeitet und vor allem alles überprüft. Pannen gab es dennoch. Ob das ein Zufall war oder Absicht, konnte oft nicht festgestellt werden. Auf alle Fälle rief das die „zuständigen Organe“, also Polizei oder Staatssicherheit, auf den Plan.
So auch bei einem Fehldruck der renommiertesten, weil einzigen Schachzeitung der DDR. Die Zeitschrift „Schach“ erschien im Sportverlag und kostete 1,20 Mark.
In der der Januar-Ausgabe des Jahres 1987 machte der Präsident des Deutschen Schachverbandes der DDR, Werner Barthel, im Leitartikel unter der Überschrift „Gemeinsam mit neuen Leistungen das Schach verbreiten“, auf der Seite 1 eine fatale Aussage. Er beendete seinen Artikel, bzw. so wurde er abgedruckt: „... Unser Wissen über die von den aggressiven Kräften des Sozialismus ausgehenden Gefahren eines atomaren Infernos und unsere Zustimmung zu den weitgehenden beharrlichen sowjetischen Friedensinitiativen erfordern von uns konkrete Taten für die wichtigste Sache in der Welt - die Bewahrung des Friedens.“
Richtig musste es natürlich heißen „...aggressiven Kräften des Imperialismus...“.
Als der Lapsus ans Tageslicht kam, wurden sofort alle Zeitungen aus den Buchläden und Zeitungskiosken zurückgeordert.
Die alte Zeitung wurde eingestampft und berichtigt neu gedruckt. Sie kam dann etwas verspätet in den Handel. Die Kosten des Neudruckes beliefen sich auf etwa 12 000,- Mark. Ein Problem konnte allerdings nicht gelöst werden, die Exemplare, die im Abonnement direkt über den Postzeitungsvertrieb an die Kunden gingen, konnten nicht zurückgeholt werden. Wie mir Großmeister Uwe Bönsch damals mitteilte, waren die Fehldrucke gefragte Artikel. Von Sammlern aus dem westlichen Ausland wurden bis zu 50 $ für eine Zeitung geboten. Zu DDR-Zeiten eine horrende Summe.
Wie mir Horst Rittner mitteilte, wurde der Fehler in der Druckerei verursacht. Mehrere Leute, Rittner, Fuchs und auch der Verfasser Barthel, haben im Korrekturdruck den Fehler überlesen.
Die Hauptverantwortung trug natürlich Horst Rittner als Chefredakteur. Er sollte diesbezüglich sogar entlassen werden. Doch DSV-Präsident Werner Barthel, ein ehemaliger Oberst der Nationalen Volksarmee, stellte sich schützende vor ihn.
Vor Gericht wurde dennoch verhandelt. Der Jurist, der Horst Rittner vor dem Gericht Berlin-Mitte vertrat, hieß Heinrich Kornath. Am Ende handelte der Rechtsanwalt einen für seinen Mandanten günstigen Vergleich aus und Rittner kam mehr oder weniger mit einem blauen Auge davon.
Mehr konnte, bzw. durfte mir Heinrich Kornath wegen der Verschwiegenheitspflicht gegenüber seines Mandanten nicht aussagen. Wer sich trotzdem dafür interessiert, der kann die Gerichtsakten im Amtsgericht Berlin-Mitte einsehen. Sie sind nach Ablauf einer Sperrfrist auf Antrag seit einigen Jahren einsehbar.
Auf alle Fälle gehört diese doppelt gedruckte Zeitung zu den im Löberitzer Schachmuseum vorgehaltenen Kuriositäten.