Schachmuseum Löberitz

Das Werk eines fast vergessenen Schachliteraten

Schachgeschichten1In dem Buch sind alle uns bekannten Geschichten des Zörbiger Schachautoren Reinhold Schmidt aufgeführt, die damit erstmalig zusammengefasst wurden. Grund der Arbeit in diesem Jahr ist auch der 170. Geburtstag von Reinhold Schmidt am 14. Oktober 2017.

Es sind humorvoll angelegte Texte, die zwischen 1880 und 1889 in den unterschiedlichsten Publikationen in Deutschland, Österreich und sogar in Großbritannien veröffentlicht wurden. Sie sind immer verbunden mit einer oder mehreren Schachaufgaben.

Den Werken wird eine erläuternde „Geschichte zur Geschichte“ zur Seite gestellt, und natürlich gibt es jeweils eine Lösungsbesprechung.

Hier konnte Fritz Hoffmann, Schachproblemexperte aus Weißenfels und einer der vier Mitgestalter dieses Buches, einige Anregung geben. Mit ihm kam auch eine Tragik in die Erstellung, denn Fritz Hoffmann verstarb während der Planungsphase.

Seine Ideen und sein Wissen hatte er allerdings schon in seiner einmaligen Art in den broschürten Vorgängerversionen zu Papier gebracht und bleibt dadurch uns und der Nachwelt erhalten.

Wir, die drei verbliebenen Herausgeber, wollten auch in Hoffmanns Gedenken das Werk zu einem guten Ende bringen.

Wenn von vier Herausgebern die Rede ist, so dürfen die Internationale Schachmeisterin und promovierte Germanistin Antje Göhler aus Berlin sowie die renommierte Schachkünstlerin Elke Rehder aus Hamburg-Barsbüttel fachübergreifend mit ihrem Wissen und mit ihren Talenten einbrachten, nicht vergessen werden.

Wenn man solch einen historischen Ausflug macht, gab es vieles zu bedenken. In welchem geschichtlichen Kontext hat Reinhold Schmidt die Kurzgeschichten geschrieben, welche historischen Vorlagen hatte er verwendet und welche Leserschaft wollte er ansprechen?

Für uns kamen nun die Fragen: Sind die Grundideen so geblieben? Haben sich die Ansprüche der Leser geändert? Und überhaupt: Besteht in unserem medialen Zeitalter noch ein Interesse an solchen Geschichten?

Mit einer Frakturschrift bei den Überschriften und Initialen aus dem 19. Jahrhundert sowie den zeitgenössischen Graphiken der Künstlerin Elke Rehder haben wir versucht, den Bogen von der damaligen zur heutigen Zeit zu spannen. Denn einige der Schmidt´schen Geschichten sind durch ihre parabelhaften und humanitären Grundgedanken von zeitlosem Wert.

Neben den Schachgeschichten werden noch Schmidts Würdigung von Rudolf von Bilguer, ein Bericht über das berühmte Schachdorf Ströbeck bei Halberstadt und eine Abhandlung über das erste in deutscher Sprache gedruckte Schachlehrbuch, den „Selenus“, welcher sich in Schmidts Besitz befand, behandelt.

Weiterhin werden zwei Schachpartien von Reinhold Schmidt gezeigt. Die eine spielte er als Beratungspartie an der Seite des großen Siegbert Tarrasch, die andere verlor er bei einem Schachkongress des Saale-Schachbundes im Hauptturnier gegen den Meisterspieler Paul Lipke.

Mit einigen Artikeln aus Schmidts Feder über lokale und regionale Schachereignisse und einigen Zeilen der Herausgeber endet das Buch. Da wäre nun alles Wichtige gesagt und nun kann sich jeder selbst in die Zeit der 1880er Jahre begeben.

Der Arbeit voran gestellt sind Geleitworte von zwei der wichtigsten und bekanntesten deutschen Schachgrößen, den Großmeistern Dr. Helmut Pfleger und Dr. Robert Hübner, gelesen werden. Der eine zählt durch seine ständige Medienpräsenz über viele Jahrzehnte hinweg zu den bekanntesten „Schachherolden“, und der andere dürfte nach Emanuel Lasker wohl der erfolgreichste deutsche Schachspieler aller Zeiten sein.

Das Buch hat einen Festeinband, Farbdruck und ist bebildert, 208 Seiten+Titelei+10 Vorsatzseiten u.a. mit Vorworten von GM Dr. Pfleger und GM Dr. Hübner. 

Druck: Repromedia GmbH Leipzig in Zusammenarbeit mit Edition Strom & Strom, DS Druck-Strom GmbH Leipzig. ISBN 978-3-939516-11-8.

Zu den Herausgebern:

Fritz Hoffmann wurde am 20. Oktober 1932 in Weißenfels / Sachsen-Anhalt geboren. Er war FIDE-Meister und Internationaler Schiedsrichter für Problemkompositionen. Fritz Hoffmann war mit seiner Frau Waltraud verheiratet und Vater zweier Söhne. Seine berufliche Laufbahn begann er als Lehrer und arbeitete später bis zu seiner Pensionierung in der Verwaltung des Schuhkombinates seiner Heimatstadt.
Als Problemkomponist gehört er zu den bekanntesten in Deutschland. Er ist Autor und Co-Autor mehrerer Publikationen über das Problemschach. Das bekannteste Buch ist  „Tausend Jahre Schachprobleme“. Erfolgreich war auch das Werk „Schach unter der Lupe“, welches er mit Namensvetter Johannes Hoffmann in zwei Auflagen herausgab. Mit der Analyse von Reinhold Schmidts Geschichten und Schachaufgaben beschäftigte er sich seit 1988. Fritz Hoffmann verstarb in der Planungsphase zu den „Schachgeschichten“ am 12. Juli 2016 in Weißenfels.

Dr. Antje Göhler  wurde am 18. Oktober 1967 als Antje Riedel in Berlin geboren. Sie ist mit Torsten Göhler verheiratet und Mutter eines Sohnes und einer Tochter. Nach einem Germanistikstudium in Leipzig beendete Antje Göhler 2011 ihre Forschungen zum literarischen Expressionismus und seiner Antikerezeption  mit einer Promotion an der FernUniversität in Hagen. Die Promotion wurde bei Frank & Timme GmbH Berlin (ISBN 978-3-86597-3772)publiziert.
2014 veröffentlichte sie ihren Debütroman „Balcke oder Der hypermoderne Prometheus“ (ISBN 978-3-943889-62-8), der mit autobiographischen Elementen zu einer schachlichen Zeitreise durch die Mitte Berlins einlädt. Sie trägt seit 1985 den Titel  Internationale Schachmeisterin. Zu ihren größten sportlichen Erfolgen zählt 1988 der Titelgewinn bei der DDR-Frauenmeisterschaft. DDR-Titel beim Nachwuchs, zwei DDR-Blitztitel bei den Frauen und fünf mit der Mannschaft von AdW Berlin komplettieren diese Erfolgsbilanz. Sie spielt für Rotation Pankow in der 2. Frauenbundesliga. Mit dem Reinhold Schmidt-Projekt beschäftigte sie sich seit dem Frühjahr 2016.

Konrad Reiß wurde am 19. September 1953 in Löberitz geboren. Er  ist mit Katharina Reiß verheiratet und Vater von fünf Mädchen.  Nach der Ausbildung als Werkzeugmacher von 1970 bis 73 arbeitete er in diesem handwerklichen Beruf. Nach Umschulung zum Verwaltungsangestellten arbeitet er bei der Gemeinde Löberitz in den Fachbereichen Liegenschaften und Öffentlichkeitsarbeit und später bei der Stadt Zörbig in den Fachbereichen Kommunalrecht, Arbeitssicherheit und Öffentlichkeitsarbeit. Dazu gehörte auch die Herausgabe des Bekanntmachungsorgans „Zörbiger Bote“. Von 2010 bis 2014 leitete er beim gleichen Arbeitsgeber das Grundstücks- und Gebäudemanagement.
Konrad Reiß aktivierte ab 1978 die Löberitzer Schachtradition und begründete 2007 das Schachmuseum Löberitz. Er spielt bei dem Traditionsverein SG 1871 Löberitz. Konrad Reiß ist u. a. Autor der Publikationen „Schach in Löberitz“ (1996), „Der Saaleschachbund“ (2007)  und der Monographie „Das Schach- oder König-Spiel des Gustavus Selenus“ (2013), für die er 2013 in Leipzig den Mitteldeutschen Historikerpreis in der Kategorie Kulturgeschichte erhielt. Mit Forschungen zu  Reinhold Schmidts Schachgeschichten befasste er sich seit 1982.

Elke Rehder  wurde am 4. Mai 1953 in Hamburg geboren. Sie ist mit Helmut Rehder verheiratet. Sie studierte 1979–1980 Freie Kunst an der „Heatherley School of Fine Art“ in London. 1984–1987 war sie Mitglied der „Paddington Art Society“ und 1986–1996 der „Free Painters and Sculptors“ in London. Elke Rehder ist Malerin, Grafikerin und Buchkünstlerin mit den Schwerpunkten Schach und Literatur. Neben ihren künstlerischen Arbeiten gab sie auch mehrere Bücher zum Thema Schach heraus. Genannt seien hier „Schach im Spiegel der Gesellschaft“ (1992) (ISBN 3-924833-26-5), „Schach in Zeitungen des 19. Jahrhunderts“ (2014), Edition Jung, Homburg, (ISBN 978-3-933648-54-9) und „Schachaufgaben im Original“, Bd. I, aus Payne's Illustrirter Familien-Kalender 1858-1865  (2016). 1992 erhielt Rehder den 1. Preis der Bernhard-Kaufmann-Gesellschaft in Worpswede. In das Reinhold Schmidt-Projekt ist sie seit dem Sommer 2016 eingebunden.