1883 wurden nun auch die bisherigen Leistungen des Löberitzer Schachclubs bei der Schaffung des Saale-Schachbundes gewürdigt. Am 10. Juni fand, wie schon im Vorjahr in Halle beschlossen, die 2. Bundesversammlung in dem kleinen Ort statt.
Für Löberitz war das natürlich eine große Ehre, zumal Franz Ohme zurzeit als Präsident des Bundes agierte. Eine umfangreiche Vorbereitung ging dem denkwürdigen Tag voraus. Das Gasthaus „Zur Weintraube“ war festlich geschmückt, und auch Franz Ohme begrüßte die zahlreich erschienenen Teilnehmer.
Immerhin waren fast 80 der 106 Bundesmitglieder anwesend, von denen dann 40 an den Turnieren teilnahmen. Nach der kurzen Generalversammlung, die gegen 10.00 Uhr beendet war, ging es dann richtig los, obwohl schon vorher manches Gefecht ausgetragen wurde. Im Ehrenpreisturnier siegte der große Favorit Siegbert Tarrasch aus Halle, der als Redakteur der Schachspalte der Saale-Zeitung im Ort schon überall bekannt war.
Er erkämpfte sich aus dem mit 5 Teilnehmern im Rundensystem gespielten Turnier 3,5 Punkte. Nur dem Zweiten, Otto Rosenbaum aus Dessau, gelang es, dem späteren Weltmeisterschaftsaspiranten und dreimaligen Deutschen Meister ein Remis abzujagen. Damit wiederholte der schon zu dieser Zeit als Meister geltende Tarrasch seinen Erfolg vom I. Bundeskongress. Einer der ersten Meilensteine für den aus der Anderssen-Stadt Breslau stammenden und in Halle Medizin studierenden Siegbert Tarrasch.
An späteren Kongressen des Saale-Schachbundes beteiligte sich Tarrasch nicht mehr als Turnierspieler, stellte sich jedoch 1884 und 1885 noch zweimal als Blindsimultanspieler zur Verfügung. In Löberitz aber gewann er bei seinem Sieg den vom Löberitzer Amtmann Dörries gestifteten Ehrenpreis. Dieser bestand aus einem silbernen Weinkühler mit eingravierter Widmung und einer Flasche Champagner.
Im Hauptturnier konnte der Löberitzer Gustav Krause mit seinem 1. Preis einen großartigen Erfolg feiern. Er verwies Hoffmann (Eilenburg) auf den 2. Platz. Auch im I. Nebenturnier siegte mit Leiserheld ein Löberitzer. Für Bamme (Halle) und Lederer (Zörbig) blieben nur noch die Ehrenplätze.
Das II. Nebenturnier gewann Poszessi aus Dessau vor den beiden Hallensern Leisshard und Lüders.
Als Rahmenveranstaltung konnte auch ein Tombolaturnier ausgetragen werden. In solch einem Turnier brauchte jeder Teilnehmer nur eine Partie zu spielen. Von den Siegern wurden dann einige Preisträger ausgelost. Den 1. Preis gewann Encke (Zörbig) und den 2. Heinrich aus Grötz.
Ein gemeinsames Abendessen mit bald 100 Personen beendete den Kongress. Sicherlich war die Ausrichtung für Löberitz nicht so leicht wie für einen Stadtverein, denn die Möglichkeiten auf dem Dorf waren begrenzt und auch An- und Abreise wurden durch das Fehlen einer Eisenbahnstrecke wesentlich erschwert. Dennoch verlief der Kongresstag sowohl für die Gäste als auch für die Gastgeber zur vollsten Zufriedenheit und man trennte sich mit dem allseitigen Wunsch auf ein baldiges Wiedersehen im kommenden Jahr in Eilenburg und, wenn möglich, auch wieder einmal in Löberitz.
Der letztere Wunsch sollte in den nächsten beiden Jahrzehnten noch viermal in Erfüllung gehen, aber auch andere Orte machten auf sich aufmerksam.